Dan Dennett über unser Bewusstsein



Dan Dennett spricht darüber, dass wir vieles über unser Bewusstsein nicht wissen und es mehr Theorie braucht, um es zu verstehen. Sehr unterhaltend, mit deutschen Untertitel.

Lacan zum Frühstück (Teil 1) - Das Imaginäre

Jacques Lacan (1901 - 81) ist wahrscheinlich der bedeutendste Psychoanalytiker nach Freud. Über 50% heutzutage sind lacansche Analysten und sein Einfluss reicht weit über die Psychoanalyse hinaus, in die Philosophy, Literatur- und Filmtheorie und Feminismus. Lacans "Rückkehr zu Freud" und die Überarbeitung der freudschen Theorie des Unbewussten in den 1950ern erneuerten das kritische Potential der Psychoanalyse. Seine Texte gelten als kompliziert und an vielen Stellen Dunkel und doch erreicht er es, das auszudrücken, was sich in Sprache nicht ausdrücken lässt. Lacan stand immer allem kritisch Gegenüber und seine Neuerungen stießen nicht immer auf offene Ohren. Deswegen polarisiert Lacan bis heute; die einen lieben ihn, die anderen halten ihn für einen Spinner.

Das Imaginäre

Lacans erste große Erneuerung war die Idee des Imaginären. In seinem Artikel "Das Spiegelstadiom" beschreibt Lacan wie sich das Ich durch die Identifaktion mit einem Bild des Selbst bildet. Für Freud ist das Ich der organisierte Teil der Psyche, der zwischen den Imperativen des Überichs und dem Unbewussten des Es vermittelt. Lacan gibt der Entwicklung des Ichs nun einen neuen dreh. Er unterscheidet in seinem Werk immer zwischen Ich und Subjekt. Doch um das zu verstehen, müssen wir uns ansehen, welche Ideen Lacan in "Das Spielgelstadium" verbindet.

Phänomenologie: Phänomenologie kommt vom deutschen Philosophie Edmund Husserl. Die Idee ist, dass Dinge nicht einfach unabhängig von unserer Wahrnehmung in der Welt existieren, sondern eng mit menschlichem Bewusstsein verbunden sind. Wir haben nur direkten Zugriff auf unsere Wahrnehmung, also auf "Phänomene" und nicht auf Dinge wie sie in der Welt sind. Nachfolger Husserls waren vor allem Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Heidegger meinte, dass wir als Menschen immer in Raum und Zeit situiert sind. Was uns unsere Identität gibt ist ein ständiges projezieren in die Welt und in die Zukunft. Menschliches Bewusstsein ist also nichts, dass einfach in unseren Köpfen stattfindet, sondern ein ständiges Projezieren, das "Dasein". Diese Ideen übernimmt Sartre und unterscheided zwischen Selbstbewusstsein und Ich. Das Selbstbewusstsein war für Sartre im wesentlichen "Nichts" und das Ich etwas in der Welt, dass von einem Subjekt wahrgenommen werden kann. Diese Vorstellungen hatten großen Einfluss auf Lacan.

Experimentelle Psychologie: Wie kommt das menschliche Wesen zum Selbstbewusstsein? Die experimentelle Psychologie fand heraus, dass das Selbstbewusstsein eintritt, sobald sich das Kind von Anderen und seiner Umwelt unterscheiden kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Moment, in dem das Kind erkennt, dass sein Spiegelbild ein Bild von sich selbst ist. Was die experimentelle Psychologie nicht erklären konnte ist, warum gerade das Spiegelbild so eine große Anziehungskraft für das Kind hat und wie die Bildung des Selbstbewusstsein funktioniert.

Dialektik von Anerkennung und Begehren: Lacan besuchte wie viele große französische Denker seiner Zeit das Hegel Seminar Kojèves. Er interessierte sich vor allem dafür, wie sich das Selbstbewusstsein bei Hegel dialektisch bildet. Für Hegel reicht es nicht, wenn der Mensch alleine bewusst ist. Er muss von einem anderem Subjekt als bewusst anerkannt werden, um Selbstbewusst zu sein. Somit ist "jedes menschliche Sein, das Sein des anderen." Dieser Gedanke wird Grundlegend sein für Lacan. Das menschliche Bewusstsein ist immer Entfremdet. Einmal dürch das Spiegelstadium und die Bildung des Ichs und durch die Sprache.

Das Spiegelstadium findet zwischen dem 6. und 18. Monat des Kindes statt. Das ist die Phase die Freud die narzistische Phase nannte. Das Kind ist verliebt in das Bild von sich selbst. In dieser Phase beginnt das Kind sein eigenes Gesicht im Spiegel zu erkennen (nicht unbedingt ein wirklicher Spiegel, es kann auch das Gesicht der Mutter sein) und beginnt damit zu spielen, was ein Lustgefühl hervorruft. Schließlich erkennt das Kind, dass das Bild nur eine Reflektion des eigenen Körpers ist. Das Kind erfährt das erste mal, dass sein Körper eine Gesamtheit ist. Es kann die Teile des Spiegelbilds bewegen, indem es seinen eigenen Körper bewegt. Das steht im Kontrast dazu, dass es den eigen Körper nocht nicht ganz unter Kontrolle hat, im Gegensatz zum Spiegelbild. Das Kind identifiziert sich mit seinem Spiegelbild, es ist das Spiegelbild. Nur dadurch kann das Kind sich später als ein einheitliches Selbst erkennen. Doch das wird damit erkauft, dass es wesentlich entfremdet ist. Das Selbst wird mit dem Spiegelbild getauscht, um Einheit zu schaffen. Unser Selbst ins ein Anderes, nämlich unser Spiegelbild.
Genau in diesem Moment entsteht das Ich. Das Ich ist im wesentlichen eine imaginäre Funktion. Es ist ein Missverständnis, dass die Fragmentiertheit unseres Selbst, durch die Komplettheit unseres Spiegelbilds ersetzt. Diese Dialektik die zwischen dem fragmentierten Körper des Kindes und der Einheit des Spiegelbildes entsteht, wiederholt sich später in sozialen Situatioen zwischen dem Ich und dem Anderen. Um zu existieren muss man von einem Anderen erkannt werden. Der Andere garantiert uns unsere Existenz. Auf der Imaginären Ebene findet also die Identefikation unseres Selbst und die Identifkation von Anderen durch Bilder statt.

Lacan sagt: „Das Ich ist nicht das Ich.“ („Le je n'est pas le moi.“) Denn: „Ich ist ein Anderer" Das imaginäre Ich, dass ich nur durch die Anderen erkenne, ist das Ideal-Ich (moi), an das ich mich immer versuche anzunähern.

Ich beziehe mich hauptsächlich auf: "Jacques Lacan" von Sean Holmer. Auch sehr zu empfehlen zum Einstieg ist "Lacan. Eine Einführung" von Slavoj Zizek