Slavoj Ẑiẑek: Don't Act. Just Think


Saul Kripke: Name und Notwendigkeit - Teil 3 Die Bündeltheorie der Namen

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Auch John R. Searle geht in seinem Aufsatz „Proper Names“ vom Problem der informativen Identität aus. Also wie kann es sein, dass „a=a“ und „a=b“ verschiedenen Informationsgehalt (kognitiven Wert) haben. obwohl sowohl a, als auch b auf dasselbe Objekt referieren. Ein Beispiel:

(a) „Tullius = Tullius“ ist offensichtlich analytisch, d.h. die Wahrheit des Satzes, ergibt sich allein aus den Bedeutungen der Wörter. (In diesem Falle ist es natürlich eine Tautologie) 
(b) „Tulluis = Cicero“ hingegen ist auf keinen Fall analytisch. Jemand kann etwas über Tullius wissen, ohne dass er etwas über Cicero weiß, bzw. ohne zu wissen, dass Tullius und Cicero ein und dieselbe Person sind. 

Ist (b) nun also ein synthetischer Satz, d.h. ein Satz der sich nur durch Erfahrung als wahr erweisen kann? Wenn dem so ist, dann müssen die beiden Begriffe verschiedene Sinne haben und das erscheint unplausibel. Aber haben Eigennamen überhaupt so etwas wie Sinne? (Wir geben z.B. im Regelfall keine Definitionen für Eigennamen)
John Searle

Klar zu sein scheint allerdings, dass uns (b) Informationen liefert, die uns (a) nicht liefert. Doch was für Informationen? Nehmen wir an, sowohl (a) und (b) geben uns Informationen über den Gebrauch bestimmter Symbole in unserem Sprachsystem. „Tullius = Cicero“ liefert uns die Information, dass in unserer Sprache die beiden Namen synonym verwendet werden können. Somit sind sowohl (a) als auch (b) analytisch, weil ihre Wahrheit sich allein aus unseren sprachlichen Regeln ergeben. Klar ist allerdings auch, dass es Identitätsaussagen mit Eigennamen gibt, die synthetisch sind. (Wer zum Beispiel behauptet, dass Shakespeare Bacon ist, der kann das nicht aus irgendwelchen linguistischen Regeln ableiten, sondern muss Beweise erbringen. Er macht also keine Aussage über unser Sprachsystem sondern über die Welt.) Identitätsaussagen mit Eigennamen können also sowohl analytisch, als auch synthetisch sein.

Doch haben Eigennamen nun einen Sinn? Und wie muss man sich diesen Sinn vorstellen, damit die oben gezeigte Möglichkeit von analytischen und synthetischen Identitätsaussagen möglich ist? Searle betrachtet hierbei, wie wir einen Eigennamen lernen. Jemand beizubringen, was ein Stuhl ist, kann auf zwei Möglichkeiten geschehen: 

(1) Ich zeige auf den Gegenstand und erwähne das dazugehörige Wort. Also ich zeige auf einen Stuhl und sage: „Das ist ein Stuhl. Sieh ihn dir genau an.“ Mein Gegenüber wird sich bestimmte Eigenschaften merken, die er mit dem Wort „Stuhl“ verbindet und es ihm möglich machen, einen Stuhl von einem Tisch zu unterscheiden.

(2) Ich kann meinem Gegenüber eine Beschreibung eines Gegenstandes geben. Also ich sage ihm: „Also hör zu, ein Stuhl hat vier Beine, eine Lehne und man kann darauf sitzen.“ Auch hier gebe ich bestimmte Eigenschaften an, die dem Gegenstand zukommen und mit deren Hilfe man ihn identifizieren kann.

Genau diese Eigenschaften, so Searle, sind der Sinn eines Begriffs.

Das erinnert an Frege, der ja behauptete, was einen Namen mit seinem Referenten verbindet, ist ein Sinn, welcher eine Beschreibung ist, die nur auf diesen Gegenstand zutrifft. Auch Searle sagt, dass jeder Name einen Sinn haben muss, der bestimmte Eigenschaften des Gegenstandes herausgreift, die nur auf diesen Gegenstand zutreffen. Ein Name kann natürlich einen Sinn haben, allerdings auf nichts referieren. Nehmen wir das bekannte Beispiel des Phlogistons. Man dachte früher Wärme würde durch einen Stoff namens Phlogistons übertragen. Dies wurde von der Theorie der Thermodynamik schließlich widerlegt. So einen Stoff gab es nie und trotzdem konnte man mit der Phlogistontheorie gute Vorhersagen treffen und der Name „Phlogiston“ hatte einen Sinn, weil er mit einer Beschreibung in Verbindung gebracht werden konnte, jedoch war er „leer“ weil diese Beschreibung, wie sich herausstellte, auf nichts in der Welt zutraf.

Nun haben wir aber ein Problem und Searle nimmt hier schon ein Argument Kripkes vorweg, ohne es bis zum Schluss zu durchdenken. Nehmen wir an der Name „Aristoteles“ referiert durch den Sinn „der Lehrer Alexanders“. Es könnte sich herausstellen, dass all unser Wissen über Aristoteles falsch ist. Aristoteles hat nie irgendjemanden gelehrt, die Bücher die wir ihm zuschreiben sind eigentlich von jemand anders geschrieben wurden etc. Heißt das, dass Aristoteles nie existiert hat? Intuitiv würden wir sagen: Nein, nur die gewählte Beschreibung trifft nicht auf ihn zu. Doch wie können wir nun überhaupt die Referenz von „Aristoteles“ bestimmen? Jede Eigenschaft die wir herauspicken. ist nur eine kontingente Eigenschaft (also eine Eigenschaft, die auch nicht hätte zutreffen können) Aristoteles'. Und trotzdem scheint der Name auf ein bestimmtes Individuum in unserer Geschichte zu referieren.

Searles Antwort: Nun ja, es ist nicht nur eine Beschreibung einer Eigenschaft (was auch noch zu viele anderen merkwürdigen Konsequenzen führen würde, z.B. dass sich die Bedeutung eines Names jedes mal ändert, wenn sich der Gegenstand in der benannten Eigenschaft ändert etc.), sondern ein ganzes Bündel. Der Sinn eines Namens, durch den er also referiert, ist ein Bündel von Eigenschaften, die dieses Objekt haben muss, damit der Name auf es referiert. Ein Bündel für Aristoteles könnte also sein: „der Mann der in Stagira geboren ist, die nikomachische Ethik geschrieben hat, Schüler von Platon war, Alexander den großen gelehrt hat,...“ Also eine ausreichende aber unbestimmte Anzahl von Aussagen, die wahr über das Objekt sein müssen. Auch wenn Aristoteles nicht der Lehrer von Alexander war, können wir, wenn die anderen Aussagen zutreffen, wissen, auf wen der Name „Aristoteles“ referiert.

Natürlich ist diese Theorie ein wenig schwammig; Wie viele Aussagen sind eine „ausreichende aber unbestimmte Anzahl von Aussagen“? Was wenn die Hälfte der Aussagen wahr und die andere Hälfte falsch ist? Ab wie viel falschen Aussagen trifft ein Name nicht mehr auf ein Objekt zu? Searle sagt, diese Lockerheit von Eigennamen ist gerade ihr Vorteil. Man kann auf ein Objekt referieren, ohne genaue Kriterien der Identität angeben zu müssen. Außerdem wird bei einer Beschreibung nur eine kontingente Eigenschaft herausgegriffen. Man Stelle sich vor, wir ersetzen den Namen „Aristoteles“ in unserer Sprache durch eine Beschreibung, weil uns die Lockerheit von Eigennamen stört. Wie sollte man noch eindeutig auf Aristoteles referieren? Immer wenn wir von Aristoteles sprechen, müssten wir eindeutige Identitätsbedingungen für ihn angeben. Das wäre äußerst kompliziert und nervig.

Somit sind wir nun bei der „Bündeltheorie der Eigennamen“ angelangt, die Kripke später kritisieren wird. Und zwar genau mit einem ähnlichen Argument wie Searle selbst benutzt hat. Eine Beschreibung pickt eine kontingente Eigenschaft eines Gegenstandes heraus und reicht damit nicht aus um eindeutige Identitätskriterien eines Gegenstandes anzugeben und somit auch nicht, um für eine eindeutige Referenz eines Namens zu sorgen. Doch auch ein Bündel von Eigenschaften greift jeweils nur verschiedene kontingente Eigenschaften heraus, die dem Gegenstand nicht zwingend zukommen müssen, heraus und schlägt deswegen ebenfalls fehl, genaue Bedingungen anzugeben, wann ein Name auf einen Gegenstand referiert. Das Problem hat sich quasi nur verschoben, von einer Beschreibung die kontingent ist, zu einem Bündel von Beschreibungen, das kontingent ist.

Zu Ehren Eric Hobsbawms

Ein Zitat zu Ehren Eric Hobsbawms, einer der bedeutendsten englisch-marxistischen Historiker, der am 1. Oktober 2012 mit 95 Jahren verstorben ist (Entnommen aus seinem Buch "Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus"):

"Umgekehrt verstärkte die Emigration von "Dissidenten" aus sozialistischen Ländern die alte Versuchung, Marx und Marxismus ausschließlich mit solchen Regimen und insbesondere mit der UdSSR gleichzusetzen. Sie hatte eins dazu gedient, jeden aus der marxistischen Gemeinschaft auszuschließen, der nicht alles, was aus Moskau kam, vollständig und kritiklos unterstützte. Nun bedienten sich dieser Gleichsetzung diejenigen, die alles von Marx rundheraus ablehnten, indem sie behaupteten, der einzige Weg, den das Kommunistische Manifest ebne oder ebnen könne, sei derjenige, der in den Gulags von Stalins Russland oder in den Arbeitslagern in irgendeinem anderen von Marx-Schülern regierten Staat ende. Psychologisch verständlich war diese Reaktion bei desillusionierten Kommunisten, die ihren "Gott, der keiner war" betrachteten. Noch verständlicher war sie bei intellektuellen Dissidenten in uns aus sozialistischen Ländern, deren Ablehnung von allem, was mit diesen Regiemen zu tun hatte, total war - angefangen mit dem Denker, auf den sich diese Regime beriefen. Intellektuell ist das ungefähr so zwingend wie die These, das Christentum führe logischerweise und zwangsläufig stets zum päpstlichen Absolutismus oder der gesamte Darwinismus zur Glorifizierung des freien kapitalistischen Wettbewerbs."

Dan Dennett über unser Bewusstsein



Dan Dennett spricht darüber, dass wir vieles über unser Bewusstsein nicht wissen und es mehr Theorie braucht, um es zu verstehen. Sehr unterhaltend, mit deutschen Untertitel.

Lacan zum Frühstück (Teil 1) - Das Imaginäre

Jacques Lacan (1901 - 81) ist wahrscheinlich der bedeutendste Psychoanalytiker nach Freud. Über 50% heutzutage sind lacansche Analysten und sein Einfluss reicht weit über die Psychoanalyse hinaus, in die Philosophy, Literatur- und Filmtheorie und Feminismus. Lacans "Rückkehr zu Freud" und die Überarbeitung der freudschen Theorie des Unbewussten in den 1950ern erneuerten das kritische Potential der Psychoanalyse. Seine Texte gelten als kompliziert und an vielen Stellen Dunkel und doch erreicht er es, das auszudrücken, was sich in Sprache nicht ausdrücken lässt. Lacan stand immer allem kritisch Gegenüber und seine Neuerungen stießen nicht immer auf offene Ohren. Deswegen polarisiert Lacan bis heute; die einen lieben ihn, die anderen halten ihn für einen Spinner.

Das Imaginäre

Lacans erste große Erneuerung war die Idee des Imaginären. In seinem Artikel "Das Spiegelstadiom" beschreibt Lacan wie sich das Ich durch die Identifaktion mit einem Bild des Selbst bildet. Für Freud ist das Ich der organisierte Teil der Psyche, der zwischen den Imperativen des Überichs und dem Unbewussten des Es vermittelt. Lacan gibt der Entwicklung des Ichs nun einen neuen dreh. Er unterscheidet in seinem Werk immer zwischen Ich und Subjekt. Doch um das zu verstehen, müssen wir uns ansehen, welche Ideen Lacan in "Das Spielgelstadium" verbindet.

Phänomenologie: Phänomenologie kommt vom deutschen Philosophie Edmund Husserl. Die Idee ist, dass Dinge nicht einfach unabhängig von unserer Wahrnehmung in der Welt existieren, sondern eng mit menschlichem Bewusstsein verbunden sind. Wir haben nur direkten Zugriff auf unsere Wahrnehmung, also auf "Phänomene" und nicht auf Dinge wie sie in der Welt sind. Nachfolger Husserls waren vor allem Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Heidegger meinte, dass wir als Menschen immer in Raum und Zeit situiert sind. Was uns unsere Identität gibt ist ein ständiges projezieren in die Welt und in die Zukunft. Menschliches Bewusstsein ist also nichts, dass einfach in unseren Köpfen stattfindet, sondern ein ständiges Projezieren, das "Dasein". Diese Ideen übernimmt Sartre und unterscheided zwischen Selbstbewusstsein und Ich. Das Selbstbewusstsein war für Sartre im wesentlichen "Nichts" und das Ich etwas in der Welt, dass von einem Subjekt wahrgenommen werden kann. Diese Vorstellungen hatten großen Einfluss auf Lacan.

Experimentelle Psychologie: Wie kommt das menschliche Wesen zum Selbstbewusstsein? Die experimentelle Psychologie fand heraus, dass das Selbstbewusstsein eintritt, sobald sich das Kind von Anderen und seiner Umwelt unterscheiden kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Moment, in dem das Kind erkennt, dass sein Spiegelbild ein Bild von sich selbst ist. Was die experimentelle Psychologie nicht erklären konnte ist, warum gerade das Spiegelbild so eine große Anziehungskraft für das Kind hat und wie die Bildung des Selbstbewusstsein funktioniert.

Dialektik von Anerkennung und Begehren: Lacan besuchte wie viele große französische Denker seiner Zeit das Hegel Seminar Kojèves. Er interessierte sich vor allem dafür, wie sich das Selbstbewusstsein bei Hegel dialektisch bildet. Für Hegel reicht es nicht, wenn der Mensch alleine bewusst ist. Er muss von einem anderem Subjekt als bewusst anerkannt werden, um Selbstbewusst zu sein. Somit ist "jedes menschliche Sein, das Sein des anderen." Dieser Gedanke wird Grundlegend sein für Lacan. Das menschliche Bewusstsein ist immer Entfremdet. Einmal dürch das Spiegelstadium und die Bildung des Ichs und durch die Sprache.

Das Spiegelstadium findet zwischen dem 6. und 18. Monat des Kindes statt. Das ist die Phase die Freud die narzistische Phase nannte. Das Kind ist verliebt in das Bild von sich selbst. In dieser Phase beginnt das Kind sein eigenes Gesicht im Spiegel zu erkennen (nicht unbedingt ein wirklicher Spiegel, es kann auch das Gesicht der Mutter sein) und beginnt damit zu spielen, was ein Lustgefühl hervorruft. Schließlich erkennt das Kind, dass das Bild nur eine Reflektion des eigenen Körpers ist. Das Kind erfährt das erste mal, dass sein Körper eine Gesamtheit ist. Es kann die Teile des Spiegelbilds bewegen, indem es seinen eigenen Körper bewegt. Das steht im Kontrast dazu, dass es den eigen Körper nocht nicht ganz unter Kontrolle hat, im Gegensatz zum Spiegelbild. Das Kind identifiziert sich mit seinem Spiegelbild, es ist das Spiegelbild. Nur dadurch kann das Kind sich später als ein einheitliches Selbst erkennen. Doch das wird damit erkauft, dass es wesentlich entfremdet ist. Das Selbst wird mit dem Spiegelbild getauscht, um Einheit zu schaffen. Unser Selbst ins ein Anderes, nämlich unser Spiegelbild.
Genau in diesem Moment entsteht das Ich. Das Ich ist im wesentlichen eine imaginäre Funktion. Es ist ein Missverständnis, dass die Fragmentiertheit unseres Selbst, durch die Komplettheit unseres Spiegelbilds ersetzt. Diese Dialektik die zwischen dem fragmentierten Körper des Kindes und der Einheit des Spiegelbildes entsteht, wiederholt sich später in sozialen Situatioen zwischen dem Ich und dem Anderen. Um zu existieren muss man von einem Anderen erkannt werden. Der Andere garantiert uns unsere Existenz. Auf der Imaginären Ebene findet also die Identefikation unseres Selbst und die Identifkation von Anderen durch Bilder statt.

Lacan sagt: „Das Ich ist nicht das Ich.“ („Le je n'est pas le moi.“) Denn: „Ich ist ein Anderer" Das imaginäre Ich, dass ich nur durch die Anderen erkenne, ist das Ideal-Ich (moi), an das ich mich immer versuche anzunähern.

Ich beziehe mich hauptsächlich auf: "Jacques Lacan" von Sean Holmer. Auch sehr zu empfehlen zum Einstieg ist "Lacan. Eine Einführung" von Slavoj Zizek



Slavoj Žižek: "First as Tragedy then as Farce" - Teil 1

„Marx began his Eighteenth Brumaire with a correction of Hegel’s idea that history necessarily repeats itself: ‘Hegel remarks somehere that all great events and characters of world history occur, so to speak, twice. He forgot to add: the first time as tragedy, the second time as farce.’” Slavoj Zizek sieht genau diese Konstellation in der heutigen Zeit. Der die neoliberale Utopie ist genau zweimal untergegangen; das erste Mal politisch als Tragödie am bei den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und das zweite Mal ökonomisch als Farce beim 2008er Finanzcrash. Das neoliberale Regime glaubt nur noch, dass es an sich glaubt und die Ideologie beginnt nicht mehr zu funktionieren.

Wir denken, wir leben heute in einer Gesellschaft ohne Ideologie, dass wir glauben, wir glauben nicht mehr an irgendeine Ideologie. Zugleich verkündet Fukuyama das Ende der Geschichte. Dabei leben wir in einer Gesellschaft, die ideologischer ist als je zuvor. Es bildet sich eine globale Klasse, die sich abschottet und alles nur noch privat macht. Einkaufszentren werden für die Öffentlichkeit geschlossen, man macht Urlaub am privaten Badestrand usw. Diese Eliten bilden sich eine eigene Lebenswelt. Sie können es Anderen einfach nicht erklären, wie es ist 300 Mio. $ auf dem Konto zu haben. Sie haben Angst vor jeglichem externem, sozialem Leben und bauen ihre Villen deswegen zu Festungen aus. Die unteren Klassen werden von ihnen nicht verachtet, sie existieren schlicht nicht für sie. In Sao Paolo fliegen die Reichen nur noch mit Helikoptern von einem Hochhaus zum anderen, um mit den „normalen“ Leuten von „unten“ nichts zu tun zu haben. Es erinnert an futuristische Filme wie „Das 5. Element“.
Sao Paulo

Zizek hat sich zur Aufgabe gemacht, die kommunistische Idee wieder mit neuem Leben zu füllen. Dabei geht es nicht um den Kommunismus von früher; mit dem Ableben des real existierenden Sozialismus starb auch die autoritäre Spielart des Kommunismus. Deswegen sollten wir bei Philosophen nicht danach suchen, was weiterlebt, sondern uns fragen, wie unsere Welt aus ihrem Blickwinkel erklärt werden würde. Die Welt hat sich in letzter Zeit rapide verändert. Die Frage muss also lauten: Wie sieht die Situation heute aus Perspektive der kommunistischen Idee aus? Und wenn die kommunistische Idee eine hegelsche Universalie sein soll, dann muss in jeder Situation neu erfunden werden.

Fortsetzung folgt…

Saul Kripke: Name und Notwendigkeit - Teil 2: Bertrand Russels Theorie der Kennzeichnung


Um zu verstehen, wie die Theorie aussieht, die Saul Kripke in „Name und Notwendigkeit“ kritisiert, kommt man nicht herum, sich mit Bertrand Russel (1872 – 1970) zu beschäftigen. Russel war einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts und stand im engen Kontakt mit Gottlob Frege.
Bertrand Russel
In dem Aufsatz „On Denoting“ der uns interessiert, stellt Russel seine Theorie zur Analyse von Kennzeichnungen vor. Wir erinnern uns, dass Frege behauptete, dass Namen einen Sinn und eine Bedeutung haben. Die Bedeutung ist dabei das Referenzobjekt des Namens und der Sinn ist im Prinzip eine Kennzeichnung (auch wenn Frege das nicht genau so sagt). Russel möchte nun zeigen, welche Probleme mit dieser Ansicht entstehen und wie sie gelöst werden können. Er will zeigen, was „Sinne“ sind und wie sie funktionieren. 

Er unterscheidet dazu zunächst 3 Arten von Kennzeichnungen (eine Kennzeichnung ist z.B. „der König von Frankreich“ oder „der erste Mensch auf dem Mond“):
a       a)      eine Kennzeichnung benennt nichts z.B. „der gegenwärtige König von Frankreich“,
b       b)      eine Kennzeichnung benennt genau ein Objekt z.B. „die Bundeskanzlerin“,
c       c)       oder eine Kennzeichnung ist ambig d.h. mehrdeutig z.B. kann „ein Mann“ einen ganz        bestimmten Mann meinen oder einen Mann im Allgemeinen
Er betont, dass Kennzeichnungen an sich keine Eigenständige Bedeutung haben. Sie bekommen ihre Bedeutung erst in Sätzen.  Die Probleme die wir mit Namen haben, entstehen seiner Meinung nach, durch die falsche Analyse von Sätzen. 

Der Satz „Ich habe einen Mann getroffen.“  wird laut Russel folgendermaßen analysiert:

Ich traf x und x ist ein Mann.

Oder der Satz „Alle Menschen sind sterblich.“ wird folgendermaßen analysiert:

Für alle x gilt, wenn x ein Mensch ist, dann ist x sterblich bzw.
 
(Für alle die nicht mit der Schreibweise formaler Logik vertraut sind: das umgedrehte A ist der All-Quantor also das Symbol für „Für alle x gilt,…“, Ein umgedrehtes E ist der Existenz-Quantor, also das Symbol für „Es gibt ein x, für das gilt…“, der Pfeil ist die Implikation also „wenn, dann…“, Großbuchstaben stehen für Eigenschaften, also das M für „Menschsein“ und das S für „Sterblichsein“, Buchstaben vom Ende des Alphabets stehen für Variablen, Buchstaben vom Anfang des Alphabets für Einzelgegenstände. Der Formalismus ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber in vielen Fällen sehr nützlich, da bestimmte Sachen auf den ersten Blick auffallen)

Definite Kennzeichnungen sind Kennzeichnungen, die genau ein Objekt herausgreifen z.B. „der Vater von Charles dem II.“ Diese Kennzeichnungen implizieren Einmaligkeit (sie trifft nur auf ein Objekt zu) und eine bestimmte Relation (zwischen Charles II. und seinem Vater). Wie ist so eine Kennzeichnung zu analysieren? Nach Russel folgendermaßen: 

Es gibt ein x, das Charles II. zeugte und wenn y Charles den II. zeugte, dann ist x=y.

Diese zweite Ergänzung ist die Einmaligkeitsbedingung. Charles II. hatte nur einen Vater. Der Satz „Der Vater von Charles II. wurde hingerichtet.“ sieht analysiert dann so aus:

Es gibt ein x das Charles II. zeugte, hingerichtet wurde und wenn y Charles II. zeugte, dann ist x=y

Man sieht worauf es hinausläuft; alle Kennzeichnungen werden auf Formen zurückgeführt, die keine Kennzeichnungen mehr enthalten. 

Wie hilft uns das jetzt weiter? Naja, Frege hatte ein Problem, was wenn ein Name oder eine Kennzeichnung keinen Referenten besitzt? „Der König Englands ist kahl“ ist eine Aussage über ein Objekt auf das referiert wurde. (Zumindest zu Russels Zeit. Heute müsste man wohl Königin sagen.) „Der König von Frankreich ist kahl“ ist keine Aussage über irgendwas, da es einfach keinen König von Frankreich mehr gibt, auf den diese Kennzeichnung referieren könnte. Nun könnte man sagen, der Satz ist einfach Unsinn, aber Russel sagt, nein der Satz ist kein Unsinn, er ist schlicht falsch.

Warum das so ist, möchte er an 3 Rätseln verdeutlichen, die eine Namenstheorie lösen sollte.
Rätsel 1: Es ist ein logisches Gesetz, dass wenn a=b ist, das was für a wahr ist auch für b wahr ist. Außerdem kann man beide Namen in Propositionen ersetzen, ohne dass sich der Wahrheitswert ändern sollte. Nun möchte George IV. wissen, ob Scott der Autor von „Waverly“ war. Und nehmen wir an Scott ist wirklich der Autor von „Waverly“. Nun kann ich „der Autor von Waverly“ durch „Scott“ ersetzen. Dann wollte George IV. wissen, ob Scott Scott ist. (Russel fügt noch hinzu, dass George IV. in diesem Fall wohl eher nichts über die Frage der Identität wissen wollte, sondern er wollte wissen, ob Scott „Waverly“ geschrieben hat.)

Rätsel 2: Nach dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten gilt, entweder „A ist B“ oder „A ist nicht B“ muss wahr sein. Nun haben wir den Satz „Der König von Frankreich ist kahl.“ Wir machen eine Liste mit allen kahlen Objekten und allen nicht-kahlen Objekten. Wir werden den König von Frankreich in keiner Liste finden. Also ist der Satz weder wahr noch falsch. (Auch hier erlaubt sich Russel einen Scherz und sagt, dass Hegelianer wohl sagen würden, er trage eine Perücke.)

Rätsel 3: Wenn der Satz „A unterscheidet sich von B“ wahr ist, dann ist der Satz „Der Unterschied von A und B existiert“ wahr. Wenn der Satz falsch ist, dann ist der Satz „Der Unterschied von A und B existiert nicht“ wahr. Wie kann etwas, das nicht existiert, das Subjekt einer Aussage sein?

Nun versucht Russel zu zeigen, wie durch seine Theorie die Rätsel gelöst werden. Zuerst beschreibt er, dass Frege etwas falsch gesehen hat. Wenn wir eine Kennzeichnung C haben, dann meint C den Referenten und „C“ (also der sprachliche Ausdruck) meint die Bedeutung. C hat also nicht Bedeutung und Referenz, sondern eine Bedeutung durch die C referiert.
Der Satz „Scott war der Autor von „Waverly““ wird also folgendermaßen, nach Russels Theorie, analysiert:
 Es gibt ein x, das ist Scott und der Autor von „Waverly“ bzw. 
„Scott“ und „der Autor von Waverly“ referieren also auf dasselbe Objekt, nämlich Scott. Hier liegt der Schlüssel zur Lösung der Rätsel. Rätsel 1 löst sich indem man sieht, dass in der analysierten Version des Satzes, gar kein Scott als Einzelding mehr vorkommt, das ersetzt werden könnte. Stattdessen wird einer Variablen x zwei Eigenschaften zugeschrieben, nämlich Scott zu sein und der Autor von „Waverly“ zu sein. Es ist also nicht von Einzeldingen die Rede, sondern von Variablen zugewiesenen Eigenschaften. Das x was beide Eigenschaften besitzt ist Scott.

Für Rätsel 2 müssen wir zuerst einen Begriff erklären und zwar den der Ambiguität. Bestimmte Sätze können ambig oder mehrdeutig sein. „Jeder Mann liebt eine Frau“ kann in zwei Weisen verstanden werden:

Alle Männer lieben genau eine Frau bzw.
(Gesprochen: Für alle x gilt: Wenn x ein Mann ist, dann gibt es ein y, das eine Frau ist und von x geliebt wird.)
oder
Jeder man liebt eine genau Frau bzw.  
(Gesprochen: Es gibt ein y für das gilt, y ist eine Frau und für alle x gilt, wenn x ein Mann ist, dann liebt x y.)
Das hilft uns jetzt bei unserem zweiten Rätsel. Der Satz „Der König von Frankreich ist kahl“ scheint klar falsch zu sein. Doch wie sieht es mit dem Satz „Der König von Frankreich ist nicht kahl“ aus? Nun, Russel sagt dieser Satz ist ambig. Er kann einmal meinen:

Es gibt einen König von Frankreich und dieser ist kahl bzw.
und dieser Satz ist klar falsch oder es kann meinen:

Es gibt keinen König von Frankreich und dieser ist kahl bzw.  
und dieser Satz ist wahr. 

Mit Puzzle 3 verhält es sich ähnlich. Die Differenz von A und B existiert nur, wenn A und B differieren und auch nur dann referiert „die Differenz von a und B“

Das ist Russels Theorie der Denotation. Namen sind quasi Abkürzungen für Kennzeichnungen. Diese Kennzeichnungen wiederum greifen ein Objekt heraus, auf das sie referieren. „Danny“ ist also die Abkürzung für „derjenige der gerade diesen Text schreibt“ und diese Kennzeichnung referiert auf mich.

Somit ist ein weiterer Schritt getan in der traditionellen Theorie der Namen. Russel hat das Werkzeug geliefert um zu verstehen, wie Kennzeichnungen referieren und was passiert wenn kein Referenzobjekt existiert. Ein weiterer Schritt ist noch zu tun, denn auch Russels Theorie wirft einige schwerwiegende Probleme auf, die Searle glaubte gelöst zu haben.

Saul Kripke: Name und Notwendigkeit – Teil 1 Wo liegt das Problem? Freges Theorie der Eigennamen



Saul Aaron Kripke zählt als der wohl wichtigste, zur Zeit lebende, Philosoph. Er galt schon früh als ein Wunderkind. Er brachte sich mit 6 Jahren Hebräisch bei, hatte mit 9 das komplette Werk Shakespeares gelesen und beschäftigte sich mit Descartes und mathematischen Problemen bevor er die Grundschule verließ. Mit 18 veröffentlichte er seine erste Schrift zur Modallogik. Er hat sowohl die Logik als auch die Sprachphilosophie revolutioniert. 2001 bekam er für sein Werk den Schock Preis (so etwas wie der Nobelpreis für Philosophie).

Saul Aaron Kripke (Quelle: Wikipedia)

Seine wichtigsten sprachphilosophischen Gedanken veröffentlichte er in einem Büchlein namens „Naming and Necessity“. Es beruht auf 3 Vorträgen, die er 1970 frei an der Universität Princeton hielt. Darin widerlegt er gekonnt die bis dato vorherrschende Theorie über Eigennamen.Um seine Kritik an dieser Theorie zu verstehen, muss man sich die Theorie zuerst einmal ansehen und verstehen, wo eigentlich das philosophische Problem bei Eigennamen liegt.
Die Theorie die Kripke kritisiert wird allgemein die „Bedeutungstheorie der Eigennamen“ genannt und wurde vor allem von Leuten wie Gottlob Frege, Bertrand Russel oder John Searle entwickelt. 

Fangen wir bei Frege an. Frege stellte seine Auffassung über Eigennamen in seinem Aufsatz „Über Sinn und Bedeutung“ von 1892 dar. Wo ist für Frege das Problem, dass gelöst werden muss? Er stellt die Frage: Was ist die Identität? Eine Beziehung? Wenn ja, zwischen was? Zwischen Namen? Gegenständen?
Gottlob Frege (Quelle: Wikipedia)
Wie kann es sein, dass a=a eine Trivialität ist und der Satz der ausgedrückt wird analytisch wahr ist und keinerlei Erkenntnis bringt, während a=b sehr informativ sein kann? Das klassische Beispiel, dass Frege anbringt, ist das vom Morgenstern und Abendstern. (Wobei jeder der sich nur einmal mit Sprachphilosophie beschäftigt hat, das Beispiel in und auswendig kennt und weiß, dass der Morgenstern und der Abendstern keine Fixsterne sind, sondern die Venus.)
Dass der Morgenstern der Morgenstern ist (a=a), ist trivialerweise wahr. Wenn man es jemanden erzählt, der noch nie davon gehört hat, wird (a priori) wissen, dass es so sein muss. Jemand der aber noch nie etwas vom Morgenstern oder Abendstern gehört hat, könnte eine lehrreiche Information erhalten, wenn ich ihm erzähle, dass der Morgenstern der Abendstern (a=b) ist.

Wie ist das nun zu erklären? In seiner „Begriffsschrift“ dachte Frege noch, dass die Identität nur eine Beziehung zwischen Namen sei. Wenn dies so wäre, dann gäbe es aber keinen Unterschied, zwischen a=a und a=b. Dann müssten „Der Morgenstern ist der Morgenstern.“ und „Der Morgenstern ist der Abendstern.“ beide analytisch sein, weil sich die Identität aus der Bedeutung der Namen ergeben müsste. Das dem nicht so ist, ist offensichtlich.
Wenn es eine Beziehung nur zwischen Gegenständen ist, dann bezeichnen a und b zwar den gleichen Gegenstand, allerdings wäre die Identitätsaussage nur eine Aussage über unsere Bezeichnungsweise und diese ist willkürlich. Der Erkenntniswert von a=a und a=b wäre der Gleiche.

Wenn es nicht die Identität der Namen und auch nicht die der Gegenstände sein kann, wo liegt die Beziehung dann? Frege sagt, der Unterschied liegt in „der Art des Gegebenseins des Bezeichneten“. Er erläutert es an einem Beispiel, bei dem in einem Dreieck die Geraden die von den Ecken zum Mittelpunkt verlaufen, a, b, und c seien. Die Punkte a,b und a,c bezeichnen den gleichen Schnittpunkt, allerdings bezeichnen sie eine verschiedene „Art des Gegebenseins des Bezeichneten“.
Dieses Gegebensein nennt Frege nun den Sinn. Die Bedeutung eines Zeichens, ist der Gegenstand den es bezeichnet. (Frege benutzt den Begriff der Bedeutung anders, als man es heute tut. Heute würden wir mit Bedeutung eher das meinen, was er Sinn nennt und das, was er Bedeutung nennt eher Referenz nennen.) Der Sinn eines Namens, wird von einem kompetenten Sprecher einer Sprache immer miterfasst.

Nun folgt die Aristoteles Fußnote, die später immens an Bedeutung gewonnen hat. Darin sagt er, dass der Sinn eines Namens, zwischen verschiedenen Sprechern schwanken kann. Sein Beispiel ist der Name „Aristoteles“. Nehmen wir an Sprecher A verbindet mit dem Namen „Aristoteles“ den Sinn: „Aristoteles ist der Schüler Platons und der Lehrer Alexander des Großen.“ Sprecher B hingegen verbindet mit dem Namen den Sinn: „Aristoteles ist der aus Stagira stammende Lehrer Alexanders.“ Sprecher A und B verbinden mit dem Namen „Aristoteles“ einen anderen Sinn, allerdings haben beide die gleiche Bedeutung, nämlich Aristoteles (also dieser griechischen Philosophen). Der Satz „Aristoteles ist aus Stagira gebürtig.“ ist für Sprecher A unter Umständen informativ, für Sprecher B eher nicht. Auf diese Fußnote werden wir noch öfter zu sprechen kommen. Diese Ungenauigkeit der Sprache ist im Alltag nicht so schlimm, sollte aber in einer wissenschaftlich korrekten Sprache vermieden werden, so Frege.
(Quelle: Wikipedia)

Verschiedene Zeichen (Wörter) können den gleichen Sinn haben. Außerdem garantiert der Sinn noch keine Bedeutung. Der Ausdruck „die am wenigstens konvergente Reihe“ scheint einen Sinn zu haben, allerdings keine Bedeutung, da es zu jeder konvergenten Reihe eine Reihe gibt, die konvergenter ist.
In der Alltagssprache spricht man gewöhnlich von der Bedeutung eines Zeichens. Man allerdings auch von Zeichen oder einem Sinn sprechen. In der direkten Rede mit Anführungszeichen, spricht man von Zeichen, die ein anderer gebraucht hat. Also quasi Zeichen von Zeichen. In der indirekten Rede, spricht man von einem Sinn, den der andere zum Ausdruck bringen wollte.

Frege geht auch auf den Unterschied zwischen Sinn und Vorstellung ein. Eine Vorstellung, ist ein subjektives Bild. Man kann niemals dieselbe Vorstellung wie jemand anders haben. Sinn jedoch ist etwas intersubjektiv Geteiltes. Ich und du können mit dem gleichen Namen den gleichen Sinn verbinden. Ein Eigenname drückt also seinen aus und bedeutet seine Bedeutung (also den Gegenstand den er bezeichnet).

Wie sieht es nun mit ganzen Sätzen aus? Jeder Satz enthält einen Gedanken. Ist nun der Gedanke der Sinn oder die Bedeutung des Satzes? Wenn der Gedanke die Bedeutung eines Satzes sein soll, dann darf das Austauschen eines Wortes mit gleicher Bedeutung, aber anderem Sinn keinen Einfluss auf die Bedeutung des Satzes haben. Ist das so? Sehen wir uns ein Beispiel an:

a) „Der Abendstern ist ein von der Sonne beleuchteter Himmelskörper.“

b) „Der Morgenstern ist ein von der Sonne beleuchteter Himmelskörper“

„Abendstern“ und „Morgenstern“ haben die gleiche Bedeutung, aber unterschiedlichen Sinn. Nun zeigt sich aber, dass jemand der nicht weiß, dass der Abendstern der Morgenstern ist, a) für wahr und b) für falsch halten könnte. Also hat der das ersetzen der Wörter Einfluss auf die Bedeutung des Satzes. Somit kann der Gedanke im Satz, nur der Sinn des Satzes sein. Was ist dann seine Bedeutung? Naja, auf die Bedeutung eines Satzes kommt es uns eigentlich nur an, wenn es uns auf die Bedeutung der Bestandteile, also auf den Wahrheitswert ankommt. Wenn ein Schauspieler im Theater sagt: „Romeo war ein Sohn einer wohlhabenden Familie.“, dann kommt es uns nicht darauf an, ob das stimmt, oder ob Romeo jemals wirklich existiert hat. Sagen wir jedoch, dass der Mensch vom Affen abstammt, dann geht es uns darum, ob das wahr ist. Und ob es wahr ist, erfahren wir nur, wenn wir die Bestandteile des Satzes näher betrachten. Was folgt also daraus? Nun, die Bedeutung von Sätzen ist ihr Wahrheitswert. Was bei der Auswechslung von Wörtern mit gleicher Bedeutung aber unterschiedlichen Sinn erhalten bleibt, ist ihr Wahrheitswert.

Frege macht nun noch einige Ausführungen zum Thema der Nebensätze, die ich nicht alle im Detail erörtern möchte. Eines ist jedoch interessant, da es große Auswirkungen auf die Philosophie hatte. Bei der indirekten Rede formen wir Sätze wie: „Er glaubte, dass...“ oder „Er behauptete, dass...“. Die Bedeutung dieser Nebensätze, ist der Sinn der Worte „der Gedanke,dass...“. Diese dass-Sätze versteht man heute als Fregeanische Proposition. Sie drückt einen Gedanken aus. Dabei beeinflusst der Wahrheitswert des Nebensatzes, nicht den Wahrheitswert des Hauptsatzes. „Russel glaubt, dass er von Außerirdischen entführt wurde.“ ist wahr, so lange Russel es wirklich glaubt. Egal ob er wirklich von Außerirdischen entführt wurde oder nicht.

Nun gut! Hier haben wir also unsere erste Bedeutungstheorie von Eigennamen. In unserem Anfangsbeispiel hat a also die gleiche Bedeutung wie b und somit auch a=a die gleiche Bedeutung wie a=b, allerdings haben sie eben unterschiedlichen Sinn, weswegen der eine Satz trivial und der andere informativ sein kann. Namen funktionieren also so, dass sie das Zeichen, über Sinn mit einem bestimmten Gegenstand verbinden. Der Name „Danny“ verbindet z.B. den Sinn „Der, der diesen Text gerade schreibt.“ mit mir selbst.

Nun ja, demnächst geht es dann weiter mit Russel und Searle, bevor wir zu Saul Kripkes Kritik an der Beschreibungstheorie kommen.

Slavoj Zizek - Living In The Endtimes