tag:blogger.com,1999:blog-61080803631076172982024-03-06T07:39:50.687+01:00re|thinkingPhilosophy and TheoryDanny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.comBlogger22125tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-14385057349401416472014-12-03T15:01:00.001+01:002014-12-03T15:03:29.771+01:00What's wrong with Wittgenstein?Actually I wanted to start the first English post with an article for a new series that discusses the new "movement" of New Realism. But I heard a talk of a lecturer of mine at the university in Erfurt which I really enjoyed. It was all about Wittgenstein and his struggles with his own philosophy.<br />
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Since I read Wittgensteins "On Certainty" I had the feeling that something is wrong with the project Wittgenstein persued. And even Wittgenstein himself seems to feel that. His remarks are so incomparable because you feel how he struggles with his own philosophy. But what is wrong with Wittgenstein?<br />
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I call the following theses "Wittgensteins contextualism": He says our language is absolutely fine in an everyday context. But if we use our ordinary language in a philosophical context we are starting to fabricate nonsense. We think we say something but actually we don't! And that's where our philosophical problems come from. (Remember in "On Certainty" where he is philosophizing with a friend in a bar and a friend asks what they are talking about and he answers: Ah don't worry we are just philosophizing.)<br />
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Now I think the main problem with this is the notion of "ordinary language". Is it really clear what this even means? What is an ordinary language? If I want to know what the notion of an electron is then I have to watch for the ordinary use of the word. But does the notion of an electron belong to our ordinary language? Or not? And if not is the notion of an electron nonsense? Couldn't we say that the notion of an electron and all its strange usages (you can describe it as a particular AND as a wave etc.) is just a notion of the "ordinary language" of the physicists? And if so have lawyers, medics, yes even philosophers their own "ordinary language"? (That it is their ordinary language is very well shown by the fact that they crack jokes in that language. The "ordinary" man on the street doesn't understand them because he is just not speaking the ordinary language of the physician.)<br />
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Is that not differentation of our language that Wittgenstein doesn't pay much attantion if he thinks that everything can be reduced to "ordinary language"? What makes the difference for modern physical vocabulary is just that you can't reduce it to ordinary language which talks about middle sized objects. Such an object just can't be on two different places at once. I think here you can turn Wittgenstein against Wittgenstein: He blames the good old philosophical theorys of language for overemphasize one aspect of language (the denotation by names like he shows in the "Philosophical Investigations") he takes another one of these aspects (the "ordinary language") and proclaims that this is the essential part of our language and if it can't be translated into a ordinary context with ordinary language it's nonsense.<br />
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He just doesn't see how versatile and adaptable our language is. Thomas Nagel critizises Wittgensteins for denying that we can develop and extend our concepts beyond the ordinary context. In "On Certainty" Wittgenstein tries to describe our usage of concepts like truth or certrainty and so he wants to show that there is not really a problem of scepticism if we just use the words how we do it in everyday life. But you feel him struggle with that. Until the last paragraph just before he dies. There he is back at the problem of the dream argument of Descartes.<br />
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I think that is really a problem in Wittgensteins oeuvre and often overseen by Wittgensteinians.Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-18742342974817497022014-05-21T14:09:00.000+02:002014-05-21T14:09:58.258+02:00Im Gedenken an Ernesto Laclau: Hegemonie und PopulismusDer argentinische Theoretiker Ernesto Laclau ist am 13. April 2014, im Alter von 78 Jahren, leider gestorben. Zusammen mit Chantal Mouffe hat er wohl eines der wichtigsten Werke des Post-Marxismus geschrieben. In "<i>Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus." </i>unterziehen Laclau und Mouffe den klassischen Marxismus einer detaillierten Kritik aus dem Blickwinkel eines erneuerten Denkens, das sich an Antonio Grasmci orientiert. Sie kritisieren vor allem die Geschichtsteleologie des Marxismus und die essentialistische Darstellung der Einheit und Homogenität des revolutionären "Subjekts". Laclau und Mouffe machen darauf aufmerksam, dass politische Identitäten erst erzeugt werden müssen.<br />
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Zur Philosophie gehört es auch, allgemein anerkannte Deutungen von Begriffen zu hinterfragen. Laclau hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, dass der Begriff des Populismus, der in den westlichen, liberal-demokratischen Staaten eine negative Konnotation trägt, ein Begriff ist, der bereits in die Strukturen des Politischen eingeschrieben ist. Daher fragt Laclau in dem Artikel der in der aktuellen Ausgabe der Luxemburg erschienen ist: "Warum Populismus?" Der Populismusbegriff wurde lange Zeit damit verbunden, dass eine politische Bewegung die Bevölkerung zu einer unstrukturierten Masse reduziert. Laclau weist stattdessen darauf hin, dass der Populismus eine Grunddimension des Politischen ist.<br />
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Dabei gilt es mit zwei Grundannahmen des klassischen Marxismus zu Brechen: Erstens die Annahme, dass die Geschichte teleologisch verlaufe, sprich sich einer bestimmten Entwicklungslogik verläuft. Zweitens, dass es ein homogenes Subjekt gibt, dass diese Logik erkennt und ausnutzen kann. In dieser Perspektive kann die "Masse" und somit der Populismus nur als unstrukturiert und irrational erscheinen. "Stellt man jedoch diese für den soziologischen und historischen Rationalismus grundlegende Vorverständnis infrage, werden die Rollen vertauscht: Homogenität ist dann nicht mehr das unerschütterliche Fundament der Geschichte. Sie wird stattdessen zu einem stets bedrohten Prozess hegemonialer Homogenisierung. Das Primäre ist dann die Heterogenität." (S. 7)<br />
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Daraus folgt, dass eine homogene Bewegung immer aus heterogenen Ansprüchen konstruiert und erzeugt werden muss. Genau darauf laufen die drei Elemente des Populismus laut Laclau hinaus. Es muss eine Äquivalenzkette von mehreren sozialen Ansprüchen bestehen. Das heißt, Lohnforderungen müssen mit Ansprüchen im Bezug auf z.B. Gesundheit, Verkehr, Wohnung etc. verbunden werden. Dadurch wird die Gesellschaft in zwei Lager gespaltet - in die popularen Klassen und die Machthaber. Dabei können die Ansprüche sich aus verschiedensten Ideologien speisen. Der Populismus ist neutral gegenüber Ideologien. Er ist vielmehr die "Form der Konstruktion des Politischen." (S.8) Das erklärt, warum es sowohl rechte, als auch linke Populismen gibt. Das dritte Merkmal ist ein "leerer Signifikant". Die Äquivalenzkette muss sich als Totalität, als <i>eine</i> Bewegung darstellen. Dazu muss ein Anspruch oder eine Gruppe von Ansprüchen, ohne seine Partikularität aufzugeben, die Ganze Bewegung repräsentieren. Dieser Signifikant, kann ein Führer sein oder bestimmte Ansprüche wie Demokratie oder Gerechtigkeit. Diese Repräsentation einer Allgemeinheit nennt Laclau nach Gramsci Hegemonie.<br />
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Somit entwirft Laclau eine Theorie der politischen Artikulation, die ohne Geschichtsteleologie und Identitätsontologie auskommt. Stattdessen ist Identitätsbildung immer ein Prozess, der offen ist. Wie nützlich Laclaus Theorie ist, zeigt sich bei einem Blick, auf die aktuell viel diskutierten Montagsdemos. Diese Bewegung die sich als jenseits von Rechts und Links beschreibt und Bedürfnisse nach Transparenz, Gerechtigkeit und Veränderung unter dem leeren Signifikanten des Friedens kanalisiert, zeigt sich dabei offen in Richtung des Neonazismus und Rechtspopulismus. Köpfe der Bewegung wie Ken Jebsen oder Jürgen Elsässer, die beide dem Spektrum des Rechtspopulismus und der Verschwörungstheorien zugeordnet werden, lenken die Bewegung dabei gleichzeitig in Richtung von völkischem und anti-semitischen Gedankenguts. Auch die NPD äußert sich dabei positiv zu dieser Bewegung. Der hegemoniale Kampf um den Signifikaten der Friedensbewegung ist eröffnet. Die Montagsdemos füllen ein Aktionsvakuum, dass auf die Bedrohung des Friedens durch die Krim-Krise und Forderungen nach Transparenz und Veränderung entstanden ist und von der Linken nicht aufgefüllt werden konnte. Die Handlungen der Linken ist bis jetzt eher reaktionär ausgefallen. Anstatt, wie wir es von Laclau lernen könnte, die Forderungen von Frieden, Transparenz und Veränderung selbst mit linken Artikulationen zu verbinden und somit die Vereinnahmung der Friedensbewegung durch Rechte zu kontestieren, steht man eher daneben und sieht wie das <a href="http://www.neues-deutschland.de/artikel/933668.wie-das-kaninchen-auf-die-schlange.html" target="_blank">Kaninchen auf die Schlange.</a> Es müsste darauf ankommen, den Signifikaten des Friedens selbst mit eigenen Forderungen und Aktionen zu besetzen, um somit im hegemonialen Kampf das Bild nach links zu verschieben.<br />
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<br />Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-61083037958152062712014-01-19T12:00:00.000+01:002014-01-19T12:01:03.992+01:00Zum Gedenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht<br />
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Rede zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Gehalten am 19.01.2014 in Suhl.<br />
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Ich freue mich, dass ich gebeten wurde, heute an diesem Tag, an dem wir an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburgs Ermordung gedenken, zu sprechen. Ich denke die meisten hier kennen die Geschichte von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Deshalb möchte ich vor allem darauf eingehen, welche Bedeutung sie für unsere heutige Situation haben.<br />
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In diesem Jahr 2014 haben wir ein weiteres trauriges Jubiläum zu begehen. Der Beginn des ersten Weltkrieges jährt sich zum einhundertsten Mal. Kaum eine Biografie ist so dicht mit den Ereignissen des ersten Weltkrieges verwoben, wie die Karl Liebknechts. Karl Liebknecht, dessen Taufpaten Karl Marx und Friedrich Engels waren, ist 1871 in Leipzig geboren. Schon als junger Anwalt prangerte er die Klassenjustiz und die brutale Behandlung von Rekruten im Militär an. 1900 ist er schließlich in die SPD eingetreten, die damals als eine der fortschrittlichsten sozialistischen Parteien Europas galt. Liebknecht sollte uns vor allem als Antimilitarist in Erinnerung bleiben. Für seine Schrift „Militarismus und Antimilitarismus“ wurde er wegen Hochverrats verurteilt.<br />
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Als im August 1914 im Reichstag über die Kriegskredite für die Mobilmachung gegen Russland abgestimmt wurde, stimmte auch Liebknecht aus Gründen der Fraktionsdisziplin für die Kredite. Nach heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der SPD, bei der die Burgfriedenspolitik stark kritisiert wurde, kam es zu einem Beispiellosen Ereignis. Am 2. Dezember sollte erneut über Kriegskredite abgestimmt werden. Mehrere SPD Fraktionsmitglieder verließen vor der Abstimmung das Parlament und auch Liebknecht wurde aufgefordert, sich ihnen anzuschließen. Doch er wollte ein klares Zeichen gegen den Krieg setzen. Als einziger Abgeordneter des Parlaments blieb er bei der Abstimmung auf seinem Stuhl sitzen.<br />
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Und ein weiteres Mal bewahrheitet sich Marx‘ Diktum aus dem 18. Brumaire des Louis Bonaparte in dem er Hegel paraphrasiert: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Was sich am 2. Dezember 1914 als Tragödie abgespielt hatte, sollte sich 1998 als Farce wiederholen. Die SPD Fraktion, die freilich außer dem „S“ im Namen nichts sozialdemokratisches mehr an sich hatte, stimmte für den Einsatz der Bundeswehr im Kosovokrieg. Ein NATO Einsatz ohne UN-Mandat. Eine neue Burgfriedenspolitik war im vollen Gange, mit der die SPD endgültig ihre Ursprünge verriet. Karl Liebknecht stellt somit ein Beispiel dar, in einer Zeit in der nach dem Zweiten Weltkrieg mehr Kriege geführt wurden und werden, als je zuvor in der Geschichte.<br />
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Während ich Karl Liebknecht vor allem als Antimilitarist hervorheben möchte, so möchte ich bei Rosa Luxemburg vor allem auf ihr theoretisches Engagement eingehen. Die Linke, und ich spreche hier von der gesamten internationalen Bewegung und nicht nur von den parlamentarischen Parteien, befindet sich seit mehreren Jahrzehnten in einer Krise und das liegt meines Erachtens vor allem an einem theoretischen Defizit, das auch für das erstarken des Rechtspopulismus verantwortlich ist. Nach dem Zusammenbruch des so genannten real existierenden Sozialismus, schien der real existierende Kapitalismus gesiegt zu haben. Die Selbstkritik radikaler Theoretiker beseitigte jegliche bis dahin geglaubte Selbstverständlichkeiten. Eine neue Analyse des Kapitalismus musste und muss angestellt werden, neue Perspektiven und Einsichten gewonnen werden. Und erst langsam scheinen wir uns aus diesem Tief herauszuarbeiten. Doch bei aller Selbstkritik scheint mir die kommunistische Hypothese, wie der französische Philosoph Alain Badiou sie nennt, nämlich, dass es im kapitalistischen System keine Emanzipation des Menschen geben kann, nicht widerlegt worden zu sein. Der Kommunismus des 20. Jahrhunderts ist kläglich gescheitert, keine Frage und auch für Rosa Luxemburg war nur die Alternative zwischen Reform und „Straßenrevolution“, wie sie es nannte und die heute wenig aussichtsreich erscheint, zu sehen. Aber wir erleben neue Formen des Widerstands wie im arabischen Frühling oder Occupy Wallstreet und die alte Streitfrage zwischen Revolution oder Reform und Organisation oder Spontaneität treten wieder auf die Tagesordnung. Niemand hat so viele Entwicklungen in diesem Themenfeld vorausgesehen, wie Rosa Luxemburg.<br />
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Sie hat immer wieder darauf hingewiesen, dass Reformen nur etwas bringen, wenn man das Endziel eines Sozialismus nicht aus den Augen verliert. Die These, dass der Kapitalismus ein ungerechtes System ist, das überwunden werden muss, ist gerade die These die sozialistische Parteien von allen anderen bürgerlichen Parteien unterscheidet. Ich denke hier natürlich zu allererst an DIE LINKE. Als einzige Partei weist sie immer wieder darauf hin, dass es um eine Transformation der kapitalistischen Gesellschaft gehen muss. Sollte sie eines Tages dieses Ziel aufgeben, dann gilt für sie das gleiche, was Rosa Luxemburg für die damalige SPD und den Reformismus Bernsteins festgestellt hat, sie macht sich überflüssig.<br />
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Sie wendete sich somit sowohl gegen den Reformismus Eduard Bernsteins, als auch gegen Lenins Konzept der Partei als Repräsentation der Arbeiter. Ihr war es wichtig, dass Revolution und Reform, Spontaneität und Organisation ineinandergreifen und ein Beziehungsgeflecht bilden müssen. Denn worauf es schließlich ankommt, ist was nach der Revolution bleibt, was sich wirklich im Alltag der Menschen verändert hat. Sie unterzieht bereits damals dem Konzept der Repräsentation eine Kritik, die heute eine Schlüsselstelle des theoretischen Diskurses einnimmt. Ihr war bewusst, dass eine einfache politische Machtübernahme nicht ausreicht, um die Gesellschaft freier und gerechter zu gestalten. Sie sagt in der Rede zum Programm der KPD: „Man dachte, es ist nur nötig, die alte Regierung zu stürzen, eine sozialistische Regierung an die Spitze zu stellen, dann werden Dekrete erlassen, die den Sozialismus einführen. Das war wiederum nichts als eine Illusion. Der Sozialismus wird nicht gemacht und kann nicht gemacht werden durch Dekrete, auch nicht von einer noch so ausgezeichneten sozialistischen Regierung. Der Sozialismus muß durch die Massen, durch jeden Proletarier gemacht werde.“ Es geht also darum neue Lebensformen zu entwickeln, die uns ein freieres Leben erlauben. Es geht auch darum neue Formen demokratischer Politik zu erfinden (ich sage hier mit Absicht erfinden, da wir bisher nicht wissen, was wir damit meinen), die sich nicht auf den Begriff der Repräsentation stützen und da genügen nicht einfach Ideen einer direkten Demokratie mit Volksabstimmungen. Wie diese Formen aussehen werden ist uns nicht völlig klar, da sie erst in der sozialen Praxis erschlossen werden müssen. Lassen wir Rosa noch einmal selbst zu Wort kommen. In der Rede zum Programm der KPD sagt sie zur Rolle der Arbeiter- und Soldatenräte: „Die Masse muss, indem sie Macht ausübt, lernen, Macht auszuüben. Es gibt kein anderes Mittel, ihr das beizubringen.“ Freilich sind es heute nicht die Räte, sondern Ereignisse wie Occupy Wallstreet, die sich in neuen Formen demokratischer Politik üben müssen und sie zugleich neu erfinden.<br />
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Ich bin mir sicher, dass Rosa Luxemburg heute begeistert von Parteien wie DIE LINKE und Syrizia wäre und gleichzeitig uns warnen würde, die parlamentarische Arbeit nicht zu überschätzen. In ihrem Text „Sozialreform oder Revolution?“ schreibt sie über den Parlamentarismus: „Zwar der Form nach dient der Parlamentarismus dazu, in der staatlichen Organisation die Interessen der gesamten Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. (…) Die der Form nach demokratischen Einrichtungen werden somit dem Inhalte nach zum Werkzeuge der herrschenden Klasseninteressen. Dies tritt in greifbarer Weise in der Tatsache zutage, daß, sobald die Demokratie die Tendenz hat, ihren Klassencharakter zu verleugnen und in ein Werkzeug der tatsächlichen Volksinteressen umzuschlagen, die demokratischen Formen selbst von der Bourgeosie und ihrer staatlichen Vertretung geopfert werden.“ Ich denke das gilt auch heute noch und vielleicht sogar verstärkt, wenn man sieht, dass in China ein Autoritarismus der kapitalistischen Entwicklung dienlicher ist, als die Demokratie. Für sie waren es deshalb immer die Massen, die die Politik machen sollten, dazu gehörten Streiks, Demonstrationen, Parteien und viele mehr. Parteien sollten nicht die Arbeiter vertreten oder bevormunden. Sollte es soweit kommen müssten sich die Arbeiter auch gegen solch eine „Arbeiterpartei“ wehren. Heute würden wir natürlich nicht nur von Arbeitern sprechen, sondern von jeglichen Gruppen unterdrückter und benachteiligter Menschen. Aber es gilt noch immer, der Kampf muss je nach Situation im, aber unter Umständen auch gegen das Parlament oder beides zugleich stattfinden. Rosa Luxemburg verwehrt sich also einerseits der Bürokratie der parlamentarischen Demokratie, aber auch dem Zentralismus russischen Vorbilds.<br />
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Wir haben begriffen, dass die Geschichte nicht für uns arbeitet, eher im Gegenteil. Daher kann Parlamentspolitik erst einmal nur darin bestehen, den Zug der Geschichte aufzuhalten, bevor er gegen die Wand fährt. Eine Umgestaltung und Neuerfindung unserer Lebens- und Politikformen kann aber nicht aus dem Parlament kommen, sondern muss in der Praxis, im Leben geschehen.<br />
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Diese Gedanken, die ich von Rosa Luxemburg gewonnen und aktualisiert habe, zeigen, wie aktuell ihr Denken ist. Wer am Ideal einer Emanzipation des Menschen festhält und auf der Suche nach neuen Formen der politischen Organisation ist, kommt um Rosa Luxemburg nicht herum. Sie ist so aktuell wie kaum eine andere Denkerin des letzten Jahrhunderts. Daher ist es mehr als tragisch, dass sowohl Rosa Luxemburg, als auch Karl Liebknecht so früh von uns gehen mussten. Der internationalen Linken wird immer vorgeworfen, dass sie ihre Vergangenheit nicht aufarbeiten würden. Doch auch die SPD hat ein paar Leichen im Keller, an die sie sich nicht heran traut. Schließlich war es der SPD Reichspräsident Friedrich Ebert, der Gustav Noske damit beauftragte Freikorps aufzustellen, die den Spartakusaufstand niederschlagen sollten. Die Antibolschewistische Liga, finanziert von der deutschen Wirtschaft und der deutschen Bank, sorgten für eine Stimmung des Hasses und für eine Hexenjagd nach den Köpfen der frisch gegründeten KPD. Schließlich waren es Soldaten eben jener Freikorps unter Gustav Noske, die Luxemburg und Liebknecht im Rausche der Ereignisse einfach erschossen.<br />
Aber diese Gedenkveranstaltung beweist, dass Rosa Luxemburg recht hatte wenn sie schrieb: „Ich war, ich bin, ich werde sein!“Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-52064452253325634722014-01-16T14:46:00.000+01:002014-01-16T14:46:14.826+01:00Alain Badiou und das nomadische ProletariatAlain Badiou gehört zu einem der aufregendsten Denker unserer Zeit. Er versucht durch sein außergewöhnliches Denken die kommunistische Idee, wie er es nennt, am Leben zu erhalten. Er beweist, dass radikale, linke Theorie nicht dogmatisch oder veraltet sein muss, sondern höchst aktuell sein kann.<br />
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In einem seiner neusten Interviews, spricht er über Camus und Sartre, die französische Einwanderungspolitik, die Ukraine und der Idee Deutschland und Frankreich zu vereinigen. <br />
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<a href="http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nomadische-kraefte" target="_blank">Original Interview mit Alain Badiou</a>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-70763138073416317832014-01-10T14:40:00.001+01:002014-01-10T14:40:24.870+01:00Review: Margarethe von Trottas "Hannah Arendt"<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://heimatfilm.biz/wp-content/uploads/2012/05/HA_Plakat.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" src="http://heimatfilm.biz/wp-content/uploads/2012/05/HA_Plakat.jpg" height="400" width="282" /></a></div>
Margarethe von Trotta ist bekannt dafür, sich mit den Biografien von berühmten, weiblichen Persönlichkeiten außeinander zu setzen. Nach zum Beispiel Rosa Luxemburg und Hildegard von Bingen, hat sie sich eine der bekanntesten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts, Hannah Arendt, herausgesucht und einen Film gedreht. Dabei wird Arendt von Barbara Sukowa gespielt, die bereits Rosa Luxemburg in einem von Trotta Film spielen durfte.<br />
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Insbesondere geht es um die Zeit zwischen 1960 und 1964, in der Hannah Arendt am Prozess gegen Adolf Eichmann teilnahm und für den New Yorker (das Medium der Linken der Ostküste) berichten sollte. Die Artikel die für viel Aufregung sorgten erschienen später in dem Band "Eichmann in Jerusalem - Ein Bericht über die Banalität des Bösen".<br />
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Rein filmisch gesehen ist der Film pures Mittelmaß. Weder von der Regie noch vom Drehbuch sollte man zu viel erwarten. Doch das ist bei so einem Film vielleicht auch nicht das Ausschlaggebende. Doch auch in der Darstellung Arendts Denken kann er keineswegs überzeugen. Auch wenn Babara Sukowa ihre Rolle als Arendt recht gut spielt, so sind alle anderen Darsteller wenig überzeugend. Vor allem die Liebeleien zwischen Arendt und ihrem Mann Heinrich Blücher (gespielt von Axel Milberg) regen eher zum Schmunzeln, als zum Mitfühlen an.<br />
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Spannung kommt erst richtig auf, wenn der Prozess gegen Eichmann beginnt, und Originalszenen des Prozesses gezeigt werden. Doch diese Spannung verfliegt so schnell wieder, wie sie gekommen ist. Der Film schafft es nicht die nötige Distanz aufzubauen, um die Widersprüche, die Hannah Arendt prägten darzustellen. Er ist schlicht zu parteiisch. Während Arendt ihre Argumente ausführen kann, werden ihre Gegenspieler wie Hans Jonas oder Kurt Blumenfeld als sture, streitsüchtige Kinder dargestellt. Die Amerikaner sogar als arrogante, uninteressierte Intellektuelle. Es wird viel Zeit darauf verwendet, Arendt beim Rauchen darzustellen. Hier wird eine semiotische Ebene deutlich: Das glimmen der Zigarette spiegelt Arendts anhaltende Denkbewegung wieder. Auffällig dabei ist, dass nur eine Seite raucht (also denkt), nämlich Arendt, ihr Mann, ihre Studenten.<br />
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Auch Arendts Beziehung zu Heidegger wird thematisiert, ohne aber wirklich Aufschluss zu geben, was diese beiden Denker füreinander so anziehend gemacht hat. Heidegger wird dabei als typisch deutscher Philosophieprofessor dargestellt, der langsam und stark artikulierend Platitüden von sich gibt, wie: "Wir leben weil wir lebendig sind, wir denken weil wir denkende Wesen sind." Was Hannah Arendt an Heidegger so anregend fand, kann so nicht deutlich werden. Gekrönt wird das Ganze wenn Heidagger vor Arendt nieder kniet, und seinen Kopf in ihre Schoß fallen lässt. Man kann sich der aufkommenden Übelkeit kaum verwehren.<br />
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Das Fazit des Films ist: Eichmann war nicht fähig zu denken. Was das nun eigentlich heißen soll, weiß man nicht so genau. Sowohl Heidegger als auch Arendt reiten den gesamten Film über auf dem Begriff des Denkens herum. Als Arendt ihrer Assistentin Lotte vorliest, dass Eichmann keine "teuflisch-dämonische Tiefe" besäße, sondern "unfähig zu denken" sei, quittiert diese es mit einem "Das ist großartig". Auch der Redakteur des New Yorker findet diese Einsicht äußerst originell. Das soll also die große Erkenntnis der Hannah Arendt über die "Banalität des Bösen" sein? Wer bereits einmal etwas von Arendt gelesen hat, merkt schnell, dass das den komplexen Gedanken einer Hannah Arendt nicht gerecht wird.<br />
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Margarethe von Trotta sollte hier noch einmal Nachhilfe nehmen. Was Arendt beschreibt, ist das Phänomen, dass Nobodies <br />
wie Eichmann, total durchschnittliche Menschen, extrem Böses verrichten können. Wie ist das möglich? Natürlich Eichmann war nicht fähig zu denken, aber was heißt das nun überhaupt laut Arendt? Eichmann war nicht fähig zu Urteilen, Richtig von Falsch zu unterscheiden, weil er ein Solipsist war. Er war nicht fähig, sich in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen. Alles was es für ihn gab, war er und seine Befehle, die er auszuführen hatte. In diesem Sinne kommt der Film einem Punkt nahe, den er eigentlich nicht verdeutlichen sollte: Wer genauso ein Solipsist wie Eichmann war, war Heidegger, dem in seiner Philosophie jegliches politisches Element fehlt. Das dürfte ein Punkt unter vielen sein, der dazu führte, dass Heidegger überzeugt war, die Nazis bringen das Sein wieder in die Welt.<br />
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Alles in allem ist der Film für jemanden der Hannah Arendts, zugegebenermaßen teilweise widersprüchliches und dunkles Denken kennt, eine Zumutung. Der Film wird dieser Zerrissenen Figur der Hannah Arendt nicht gerecht und erst recht nicht ihrem Denken. Punkten können die Originalszenen des Eichmann-Prozesses und die Darstellung des Milleus der New Yorker New School of Social Research. Der Film würde Arendt mehr als verärgern, denn er unterdrückt jegliches Selbstdenken von Beginn an.<br />
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Wertung: 5/10Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-70752121783497023412013-11-25T19:30:00.002+01:002013-11-25T19:30:55.577+01:00Philosoph Badiou über die FinanzkriseKein Philosoph ist so Bedingungslos in seinem Denken wie Alain Badiou. Erst spät wurde er als ernstzunehmender Philosoph wahrgenommen. Doch mittlerweile gilt er als einer der einflussreichsten radikalen Denkern. Er vertritt die marxistische Theorie mit seiner eigenen ausführlichen Revision, die eine Ontologie und einen Begriff des Ereignisses bietet, die Veränderungen denken lässt.<br />
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Seine Analyse der Finanzkrise ist mehr als lesenswert: "<span class="body" role="main">Totaler Bruch mit dem
Kapital-Parlamentarismus, nah am Realen der Völker erfundene Politik,
Souveränität der Idee: alles ist da, das uns vom Krisenfilm freimacht
und uns der Fusion lebendigen Denkens und organisierter Aktion übergibt."</span><br />
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<span class="body" role="main">Siehe: <a href="http://www.taz.de/!25704/">Philosoph Badiou über die Finanzkrise</a> </span><br />
<span class="body" role="main"></span><br />
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<span class="body" role="main"></span>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-19667115054319430462013-11-18T13:49:00.001+01:002013-11-18T13:49:10.127+01:00Kommentar zum Landesparteitag DIE LINKE Thüringen in Suhl<br /><br />Am Wochenende fand der Landesparteitag der Thüringer LINKEN in Suhl statt. Statt über den viel diskutierten Generationswechsel in der Führung zu reden, geht es mir vor allem darum, welche ideologischen und theoretischen Standpunkte im offiziellen Diskurs der Partei deutlich wurden.<br /><br />Zuerst das Positive: Das globale Problem mit dem wir Konfrontiert werden, wird endlich wieder klar benannt. Es heißt Kapitalismus. Endlich ist es gelungen den hegemoniellen, neoliberalen Diskurs vom Kapitalismus, als beste aller möglichen Welten und „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) zu verändern. Das kapitalistische System hat sich weiterentwickelt, allerdings nichts an seiner strukturellen Krisenhaftigkeit eingebüßt. Somit muss eine linke Partei darauf bestehen, eine Alternative anzubieten. Auch der Anspruch eine Bewegungspartei zu sein, d.h. tief in sozialen Bewegungen verwurzelt zu sein, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, was wiederum nicht nur durch Parlamentarismus alleine möglich ist, wird betont. In aktuellen politischen Konstellationen ist der Spielraum der parlamentarischen Parteien eher gering einzuschätzen, umso wichtiger ist die Organisation des Widerstandes außerhalb der Parlamente. Es gilt ein Problembewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, dass sich nicht auf Moralisierung beschränkt, sondern auf die strukturellen Defizite des Systems hinweist. Daher muss sich die DIE LINKE als der parlamentarische Arm einer breit aufgestellten linken, emanzipatorischen Bewegung sehen. Besonders Bernd Riexinger scheint hier richtig eingestellt zu sein. Seine Rede hat auf jeden Fall überzeugt. <br /><br />Doch es gibt auch einige Entwicklungen, die äußerst bedenklich sind. Nach der zumindest verbalen Öffnung der SPD zur LINKEN, wird gesagt, dass es gut sei, dass die SPD endlich begriffen habe, dass DIE LINKE eine ganz normale Partei sei. Solche Zugeständnisse würden DIE LINKE aber überflüssig machen. Die Sonderstellung der Partei liegt eben genau daran, keine „ganz normale“ Partei des bürgerlichen Spektrums zu sein, sondern eine Sozialistische Partei, für die das kapitalistische System nicht das Ende der weltgeschichtlichen Entwicklung ist. Eine linke Partei sollte vielmehr mit dem Anspruch auftreten, eben nicht eine bessere Sozialdemokratie zu sein, sich eben nicht auf Kompromisse mit Kapitallogik und bürgerlicher Ideologie einzulassen. Sie muss darauf bestehen eine Alternative anzubieten, wie auch immer man sie nennt. Im Moment spricht man vom demokratischen Sozialismus. Wenn das mehr sein soll, als soziale Marktwirtschaft, die im Großen und Ganzen ein Konstrukt der bürgerlichen Ideologie ist, die davon ausgeht, strukturelle Defizite des Marktes innerhalb der Marktlogik zu beheben, dann sollte man darüber nachdenken, die kommunistische Hypothese wieder in Anspruch zu nehmen. Dazu gehört zu sagen, dass es strukturelle Veränderungen, weg von Lohnarbeit und Kapitallogik braucht, um in einer freien Gesellschaft zu leben. Man verstehe mich nicht falsch: Der Kommunismus des 20. Jahrhunderts ist kläglich gescheitert, aber das heißt nicht, dass sein radikal, emanzipatorische Gehalt aufgegeben werden muss. Daher gilt es jetzt, wo man es geschafft hat, den hegemoniellen Diskurs über das „K-Wort“ Kapitalismus, weg vom „Ende der Geschichte“, hin zu einem globalen Problem das einer Lösung bedarf, auch sein Gegenpart, das „K-Wort“ Kommunismus wieder neu zu besetzen. Weg von der ideologisch-bürgerlichen Vorstellung des Kommunismus als totalitärer Staat und Gulag, wieder hin zu einem radikalen, emanzipatorischen Projekt. Doch dazu darf man keine Angst haben, das Wort in den Mund zu nehmen.<br /><br />Ein weiterer Punkt ist die vorschnelle Betonung des Handelns über das Denken und Sprechen. Immer wieder wurde betont, man wolle nun endlich aufhören zu reden und anfangen zu handeln. Ein Sprecher zitierte Rosa Luxemburg sinngerecht: „Handeln ist verdammt nochmal meine Pflicht!“ Man sollte sich im Klaren sein, woher so ein Diskurs rührt. Die die uns predigen, dass wir endlich aufhören sollten nachzudenken und zu reden, uns realistische Forderungen suchen und handeln sollten, sind bürgerliche Pseudo-Humanisten wie Bill Gates. „«Lasst uns etwas tun» bedeutet «lasst uns nicht nachdenken»“ (Slavoj Zizek) Man sollte jedoch darauf achten, dass sich die Linke seit mehreren Jahrzehnten in einem theoretischen Defizit befindet. Die Linke befindet sich international gesehen im Status der Blindheit, da es keine klaren Vorstellungen davon gibt, wie das kapitalistische System wirklich überwunden werden kann. Daraus folgt ein einfacher Pragmatismus der sich an Forderungen orientiert, die irgendwie Schadensverminderung leisten sollen. Doch dies kann nicht der letzte Anspruch einer linken Partei sein. Es geht vielmehr darum, erneut rücksichtslose Analysen anzustellen und daraus Forderungen zu entwickeln, die das System ins Herz treffen und systematische, emanzipatorische Wirkung entfalten. (Zum Beispiel die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, die die Lohnarbeitslogik untergraben würde.) Daher plädiere ich für mehr Dogmatismus. Und auch hier nicht im Sinne: „Zurück zum klassischen Marxismus-Leninismus oder Stalinismus!“, sondern im Sinne, dass es grundlegende Einsichten gibt, die in einer linken Partei nicht zur Debatte stehen können. Dazu gehört, dass eine freie Gesellschaft nur durch die Überwindung des Kapitalismus möglich ist. Daher sollte DIE LINKE genau das tun, was sie bisher prima geschafft hat, nämlich den hegemonialen Diskurs nach links verschieben. Jetzt wo selbst eine CDU in gewisser Weise vom Mindestlohn sprechen kann, ohne einen Aufschrei bei ihre Mitgliedern hervorzurufen, kommt es darauf an, nicht an dieser Schwelle halt zu machen. DIE LINKE muss ihr Alleinstellungsmerkmal als einzige Alternative zum bestehenden System aufrechterhalten, indem sie nach neuen Forderungen sucht, die auch wirklich eine Alternative darstellen, ansonsten wird das Feld weiterhin von Rechtspopulisten in Anspruch genommen. Daher gilt es dem ideologischen Ruf nach sofortigem Handeln zu widerstehen. Zum Schluss kann ich nur Slavoj Zizek aus einem Interview zitieren, weil ich es selbst nicht besser ausdrücken könnte: <br /><br />„Aber wir befinden uns in der tragischen Situation, dass wir kein Rezept haben. Wir wissen es ganz einfach nicht. Als Philosoph kann ich nur zeigen, welche Fragen falsch gestellt werden. Ich habe keine Antworten, ich bluffe nur. Aber manchmal ist es wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. <br /><br />Bisher lautete die marxistische These: Philosophen haben die Welt nur interpretiert, wir müssen sie ändern. Vielleicht sollte unser Motto im 21. Jahrhundert sein: Wir haben zu oft versucht, die Welt zu ändern. Jetzt ist es Zeit, sie zu interpretieren.“ <br />Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-59147726554704443022013-06-20T13:40:00.001+02:002013-06-20T13:41:03.047+02:00Raul Zelik: "Von Konstellationen und Hegemonie - Linksregierungen versus Emanzipation?"Sehr guter Beitrag von Raul Zelik, zum Verhältnis von linker, parlamentarischer Politik und emanzipatorischen Bewegungen. Er analysiert, warum Linksregierungen oft vom Herrschaftssystem assimiliert werden und dadurch emanzipatorische Politik verhindert wird.<br />
<br />
Zur Lösung schlägt er eine veränderte Perspektive vor, die sich auf Poulantzas und Deleuze/Guattari beruft. Damit will er ausbrechen, aus dem klassischen Dichotomiedenken, des dialektischen Marxismus.<br />
<br />
<a href="http://www.raulzelik.net/kritik-literatur-alltag-theorie/425-konstellationen-und-hegemonie-linksregierungen-versus-emanzipation-artikel-aus-andere-moegliche-welten-vsa-verlag">Raul Zelik: "Von Konstellationen und Hegemonie - Linksregierungen versus Emanzipation?"</a>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-45970559545722703032012-12-19T21:44:00.001+01:002013-04-22T14:53:14.988+02:00Slavoj Ẑiẑek: Don't Act. Just Think<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.youtube.com/embed/IgR6uaVqWsQ?feature=player_embedded' frameborder='0'></iframe></div>
<br />Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-31740889081445501332012-11-26T15:45:00.000+01:002012-11-26T15:49:59.255+01:00Saul Kripke: Name und Notwendigkeit - Teil 3 Die Bündeltheorie der Namen<style type="text/css">
<!--
@page { margin: 2cm }
P { margin-bottom: 0.21cm }
</style>
-->
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Auch John R. Searle geht in seinem
Aufsatz „Proper Names“ vom Problem der informativen Identität
aus. Also wie kann es sein, dass „a=a“ und „a=b“
verschiedenen Informationsgehalt (kognitiven Wert) haben. obwohl
sowohl a, als auch b auf dasselbe Objekt referieren. Ein Beispiel:</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="text-align: center;">
(a) „Tullius = Tullius“ ist offensichtlich analytisch, d.h. die
Wahrheit des Satzes, ergibt sich allein aus den Bedeutungen der
Wörter. (In diesem Falle ist es natürlich eine Tautologie) </div>
<div style="text-align: center;">
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
(b)
„Tulluis = Cicero“ hingegen ist auf keinen Fall analytisch.
Jemand kann etwas über Tullius wissen, ohne dass er etwas über
Cicero weiß, bzw. ohne zu wissen, dass Tullius und Cicero ein und
dieselbe Person sind. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: left;">
Ist (b) nun also ein synthetischer Satz, d.h.
ein Satz der sich nur durch Erfahrung als wahr erweisen kann? Wenn
dem so ist, dann müssen die beiden Begriffe verschiedene Sinne haben
und das erscheint unplausibel. Aber haben Eigennamen überhaupt so
etwas wie Sinne? (Wir geben z.B. im Regelfall keine Definitionen für
Eigennamen)</div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.895415.1349129752/860x860/john-searle-geist.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="320" src="http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.895415.1349129752/860x860/john-searle-geist.jpg" width="240" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">John Searle</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Klar zu sein scheint allerdings, dass uns (b)
Informationen liefert, die uns (a) nicht liefert. Doch was für
Informationen? Nehmen wir an, sowohl (a) und (b) geben uns
Informationen über den Gebrauch bestimmter Symbole in unserem
Sprachsystem. „Tullius = Cicero“ liefert uns die Information,
dass in unserer Sprache die beiden Namen synonym verwendet werden
können. Somit sind sowohl (a) als auch (b) analytisch, weil ihre
Wahrheit sich allein aus unseren sprachlichen Regeln ergeben. Klar
ist allerdings auch, dass es Identitätsaussagen mit Eigennamen gibt,
die synthetisch sind. (Wer zum Beispiel behauptet, dass Shakespeare
Bacon ist, der kann das nicht aus irgendwelchen linguistischen Regeln
ableiten, sondern muss Beweise erbringen. Er macht also keine Aussage
über unser Sprachsystem sondern über die Welt.) Identitätsaussagen
mit Eigennamen können also sowohl analytisch, als auch synthetisch
sein.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Doch haben Eigennamen nun einen Sinn? Und wie muss man sich
diesen Sinn vorstellen, damit die oben gezeigte Möglichkeit von
analytischen und synthetischen Identitätsaussagen möglich ist?
Searle betrachtet hierbei, wie wir einen Eigennamen lernen. Jemand
beizubringen, was ein Stuhl ist, kann auf zwei Möglichkeiten
geschehen: </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
(1) Ich zeige auf den Gegenstand und erwähne das
dazugehörige Wort. Also ich zeige auf einen Stuhl und sage: „Das
ist ein Stuhl. Sieh ihn dir genau an.“ Mein Gegenüber wird sich
bestimmte Eigenschaften merken, die er mit dem Wort „Stuhl“
verbindet und es ihm möglich machen, einen Stuhl von einem Tisch zu
unterscheiden.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm; text-align: center;">
(2) Ich kann meinem Gegenüber eine Beschreibung eines
Gegenstandes geben. Also ich sage ihm: „Also hör zu, ein Stuhl hat
vier Beine, eine Lehne und man kann darauf sitzen.“ Auch hier gebe
ich bestimmte Eigenschaften an, die dem Gegenstand zukommen und mit
deren Hilfe man ihn identifizieren kann.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Genau diese
Eigenschaften, so Searle, sind der Sinn eines Begriffs.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Das
erinnert an Frege, der ja behauptete, was einen Namen mit seinem
Referenten verbindet, ist ein Sinn, welcher eine Beschreibung ist,
die nur auf diesen Gegenstand zutrifft. Auch Searle sagt, dass jeder
Name einen Sinn haben muss, der bestimmte Eigenschaften des
Gegenstandes herausgreift, die nur auf diesen Gegenstand zutreffen.
Ein Name kann natürlich einen Sinn haben, allerdings auf nichts
referieren. Nehmen wir das bekannte Beispiel des Phlogistons. Man
dachte früher Wärme würde durch einen Stoff namens Phlogistons
übertragen. Dies wurde von der Theorie der Thermodynamik schließlich
widerlegt. So einen Stoff gab es nie und trotzdem konnte man mit der
Phlogistontheorie gute Vorhersagen treffen und der Name „Phlogiston“
hatte einen Sinn, weil er mit einer Beschreibung in Verbindung
gebracht werden konnte, jedoch war er „leer“ weil diese
Beschreibung, wie sich herausstellte, auf nichts in der Welt zutraf.
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Nun haben wir aber ein Problem und Searle nimmt hier schon ein
Argument Kripkes vorweg, ohne es bis zum Schluss zu durchdenken.
Nehmen wir an der Name „Aristoteles“ referiert durch den Sinn
„der Lehrer Alexanders“. Es könnte sich herausstellen, dass all
unser Wissen über Aristoteles falsch ist. Aristoteles hat nie
irgendjemanden gelehrt, die Bücher die wir ihm zuschreiben sind
eigentlich von jemand anders geschrieben wurden etc. Heißt das, dass
Aristoteles nie existiert hat? Intuitiv würden wir sagen: Nein, nur
die gewählte Beschreibung trifft nicht auf ihn zu. Doch wie können
wir nun überhaupt die Referenz von „Aristoteles“ bestimmen? Jede
Eigenschaft die wir herauspicken. ist nur eine kontingente
Eigenschaft (also eine Eigenschaft, die auch nicht hätte zutreffen
können) Aristoteles'. Und trotzdem scheint der Name auf ein
bestimmtes Individuum in unserer Geschichte zu referieren.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Searles
Antwort: Nun ja, es ist nicht nur eine Beschreibung einer Eigenschaft
(was auch noch zu viele anderen merkwürdigen Konsequenzen führen
würde, z.B. dass sich die Bedeutung eines Names jedes mal ändert,
wenn sich der Gegenstand in der benannten Eigenschaft ändert etc.),
sondern ein ganzes Bündel. Der Sinn eines Namens, durch den er also
referiert, ist ein Bündel von Eigenschaften, die dieses Objekt haben
muss, damit der Name auf es referiert. Ein Bündel für Aristoteles
könnte also sein: „der Mann der in Stagira geboren ist, die
nikomachische Ethik geschrieben hat, Schüler von Platon war,
Alexander den großen gelehrt hat,...“ Also eine ausreichende aber
unbestimmte Anzahl von Aussagen, die wahr über das Objekt sein
müssen. Auch wenn Aristoteles nicht der Lehrer von Alexander war,
können wir, wenn die anderen Aussagen zutreffen, wissen, auf wen der
Name „Aristoteles“ referiert.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Natürlich ist diese Theorie ein
wenig schwammig; Wie viele Aussagen sind eine „ausreichende aber
unbestimmte Anzahl von Aussagen“? Was wenn die Hälfte der Aussagen
wahr und die andere Hälfte falsch ist? Ab wie viel falschen Aussagen
trifft ein Name nicht mehr auf ein Objekt zu? Searle sagt, diese
Lockerheit von Eigennamen ist gerade ihr Vorteil. Man kann auf ein
Objekt referieren, ohne genaue Kriterien der Identität angeben zu
müssen. Außerdem wird bei einer Beschreibung nur eine kontingente
Eigenschaft herausgegriffen. Man Stelle sich vor, wir ersetzen den
Namen „Aristoteles“ in unserer Sprache durch eine Beschreibung,
weil uns die Lockerheit von Eigennamen stört. Wie sollte man noch
eindeutig auf Aristoteles referieren? Immer wenn wir von Aristoteles
sprechen, müssten wir eindeutige Identitätsbedingungen für ihn
angeben. Das wäre äußerst kompliziert und nervig.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Somit sind
wir nun bei der „Bündeltheorie der Eigennamen“ angelangt, die
Kripke später kritisieren wird. Und zwar genau mit einem ähnlichen
Argument wie Searle selbst benutzt hat. Eine Beschreibung pickt eine
kontingente Eigenschaft eines Gegenstandes heraus und reicht damit
nicht aus um eindeutige Identitätskriterien eines Gegenstandes
anzugeben und somit auch nicht, um für eine eindeutige Referenz
eines Namens zu sorgen. Doch auch ein Bündel von Eigenschaften
greift jeweils nur verschiedene kontingente Eigenschaften heraus, die
dem Gegenstand nicht zwingend zukommen müssen, heraus und schlägt
deswegen ebenfalls fehl, genaue Bedingungen anzugeben, wann ein Name
auf einen Gegenstand referiert. Das Problem hat sich quasi nur
verschoben, von einer Beschreibung die kontingent ist, zu einem
Bündel von Beschreibungen, das kontingent ist.
</div>
Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-33050888080402086892012-10-16T23:04:00.001+02:002012-10-16T23:06:02.185+02:00Zu Ehren Eric Hobsbawms<a href="http://www.deccanchronicle.com/sites/default/files/imagecache/article_horizontal/article-images/eric.jpg.crop_display.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="147" src="http://www.deccanchronicle.com/sites/default/files/imagecache/article_horizontal/article-images/eric.jpg.crop_display.jpg" width="200" /></a>Ein Zitat zu Ehren Eric Hobsbawms, einer der bedeutendsten englisch-marxistischen Historiker, der am 1. Oktober 2012 mit 95 Jahren verstorben ist (Entnommen aus seinem Buch "Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus"):<br />
<br />
"Umgekehrt verstärkte die Emigration von "Dissidenten" aus sozialistischen Ländern die alte Versuchung, Marx und Marxismus ausschließlich mit solchen Regimen und insbesondere mit der UdSSR gleichzusetzen. Sie hatte eins dazu gedient, jeden aus der marxistischen Gemeinschaft auszuschließen, der nicht alles, was aus Moskau kam, vollständig und kritiklos unterstützte. Nun bedienten sich dieser Gleichsetzung diejenigen, die alles von Marx rundheraus ablehnten, indem sie behaupteten, der einzige Weg, den das Kommunistische Manifest ebne oder ebnen könne, sei derjenige, der in den Gulags von Stalins Russland oder in den Arbeitslagern in irgendeinem anderen von Marx-Schülern regierten Staat ende. Psychologisch verständlich war diese Reaktion bei desillusionierten Kommunisten, die ihren "Gott, der keiner war" betrachteten. Noch verständlicher war sie bei intellektuellen Dissidenten in uns aus sozialistischen Ländern, deren Ablehnung von allem, was mit diesen Regiemen zu tun hatte, total war - angefangen mit dem Denker, auf den sich diese Regime beriefen. Intellektuell ist das ungefähr so zwingend wie die These, das Christentum führe logischerweise und zwangsläufig stets zum päpstlichen Absolutismus oder der gesamte Darwinismus zur Glorifizierung des freien kapitalistischen Wettbewerbs."Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-16330701987772716472012-08-22T15:31:00.000+02:002012-11-26T15:50:25.645+01:00Dan Dennett über unser Bewusstsein<object height="374" width="526"><param name="movie" value="http://video.ted.com/assets/player/swf/EmbedPlayer.swf"></param>
<param name="allowFullScreen" value="true" /><param name="allowScriptAccess" value="always"/><param name="wmode" value="transparent"></param>
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<br />
Dan Dennett spricht darüber, dass wir vieles über unser Bewusstsein nicht wissen und es mehr Theorie braucht, um es zu verstehen. Sehr unterhaltend, mit deutschen Untertitel.Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-69033812395111919342012-08-16T15:03:00.002+02:002012-08-16T15:31:53.643+02:00Lacan zum Frühstück (Teil 1) - Das Imaginäre<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://blog.bestamericanpoetry.com/.a/6a00e54fe4158b88330168e9f768ca970c-320wi" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="320" src="http://blog.bestamericanpoetry.com/.a/6a00e54fe4158b88330168e9f768ca970c-320wi" width="259" /></a></div>
Jacques Lacan (1901 - 81) ist wahrscheinlich der bedeutendste Psychoanalytiker nach Freud. Über 50% heutzutage sind lacansche Analysten und sein Einfluss reicht weit über die Psychoanalyse hinaus, in die Philosophy, Literatur- und Filmtheorie und Feminismus. Lacans "Rückkehr zu Freud" und die Überarbeitung der freudschen Theorie des Unbewussten in den 1950ern erneuerten das kritische Potential der Psychoanalyse. Seine Texte gelten als kompliziert und an vielen Stellen Dunkel und doch erreicht er es, das auszudrücken, was sich in Sprache nicht ausdrücken lässt. Lacan stand immer allem kritisch Gegenüber und seine Neuerungen stießen nicht immer auf offene Ohren. Deswegen polarisiert Lacan bis heute; die einen lieben ihn, die anderen halten ihn für einen Spinner.<br />
<br />
<b>Das Imaginäre</b><br />
<br />
Lacans erste große Erneuerung war die Idee des Imaginären. In seinem Artikel<b> </b>"Das Spiegelstadiom" beschreibt Lacan wie sich das Ich durch die Identifaktion mit einem Bild des Selbst bildet. Für Freud ist das Ich der organisierte Teil der Psyche, der zwischen den Imperativen des Überichs und dem Unbewussten des Es vermittelt. Lacan gibt der Entwicklung des Ichs nun einen neuen dreh. Er unterscheidet in seinem Werk immer zwischen Ich und Subjekt. Doch um das zu verstehen, müssen wir uns ansehen, welche Ideen Lacan in "Das Spielgelstadium" verbindet.<br />
<br />
Phänomenologie: Phänomenologie kommt vom deutschen Philosophie Edmund Husserl. Die Idee ist, dass Dinge nicht einfach unabhängig von unserer Wahrnehmung in der Welt existieren, sondern eng mit menschlichem Bewusstsein verbunden sind. Wir haben nur direkten Zugriff auf unsere Wahrnehmung, also auf "Phänomene" und nicht auf Dinge wie sie in der Welt sind. Nachfolger Husserls waren vor allem Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre. Heidegger meinte, dass wir als Menschen immer in Raum und Zeit situiert sind. Was uns unsere Identität gibt ist ein ständiges projezieren in die Welt und in die Zukunft. Menschliches Bewusstsein ist also nichts, dass einfach in unseren Köpfen stattfindet, sondern ein ständiges Projezieren, das "Dasein". Diese Ideen übernimmt Sartre und unterscheided zwischen Selbstbewusstsein und Ich. Das Selbstbewusstsein war für Sartre im wesentlichen "Nichts" und das Ich etwas in der Welt, dass von einem Subjekt wahrgenommen werden kann. Diese Vorstellungen hatten großen Einfluss auf Lacan.<br />
<br />
Experimentelle Psychologie: Wie kommt das menschliche Wesen zum Selbstbewusstsein? Die experimentelle Psychologie fand heraus, dass das Selbstbewusstsein eintritt, sobald sich das Kind von Anderen und seiner Umwelt unterscheiden kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Moment, in dem das Kind erkennt, dass sein Spiegelbild ein Bild von sich selbst ist. Was die experimentelle Psychologie nicht erklären konnte ist, warum gerade das Spiegelbild so eine große Anziehungskraft für das Kind hat und wie die Bildung des Selbstbewusstsein funktioniert.<br />
<br />
Dialektik von Anerkennung und Begehren: Lacan besuchte wie viele große französische Denker seiner Zeit das Hegel Seminar Kojèves. Er interessierte sich vor allem dafür, wie sich das Selbstbewusstsein bei Hegel dialektisch bildet. Für Hegel reicht es nicht, wenn der Mensch alleine bewusst ist. Er muss von einem anderem Subjekt als bewusst anerkannt werden, um Selbstbewusst zu sein. Somit ist "jedes menschliche Sein, das Sein des anderen." Dieser Gedanke wird Grundlegend sein für Lacan. Das menschliche Bewusstsein ist immer Entfremdet. Einmal dürch das Spiegelstadium und die Bildung des Ichs und durch die Sprache.<br />
<br />
<a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/60/Mirror_baby.jpg/482px-Mirror_baby.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="200" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/60/Mirror_baby.jpg/482px-Mirror_baby.jpg" width="160" /></a>Das Spiegelstadium findet zwischen dem 6. und 18. Monat des Kindes statt. Das ist die Phase die Freud die narzistische Phase nannte. Das Kind ist verliebt in das Bild von sich selbst. In dieser Phase beginnt das Kind sein eigenes Gesicht im Spiegel zu erkennen (nicht unbedingt ein wirklicher Spiegel, es kann auch das Gesicht der Mutter sein) und beginnt damit zu spielen, was ein Lustgefühl hervorruft. Schließlich erkennt das Kind, dass das Bild nur eine Reflektion des eigenen Körpers ist. Das Kind erfährt das erste mal, dass sein Körper eine Gesamtheit ist. Es kann die Teile des Spiegelbilds bewegen, indem es seinen eigenen Körper bewegt. Das steht im Kontrast dazu, dass es den eigen Körper nocht nicht ganz unter Kontrolle hat, im Gegensatz zum Spiegelbild. Das Kind identifiziert sich mit seinem Spiegelbild, es ist das Spiegelbild. Nur dadurch kann das Kind sich später als ein einheitliches Selbst erkennen. Doch das wird damit erkauft, dass es wesentlich entfremdet ist. Das Selbst wird mit dem Spiegelbild getauscht, um Einheit zu schaffen. Unser Selbst ins ein Anderes, nämlich unser Spiegelbild.<br />
Genau in diesem Moment entsteht das Ich. Das Ich ist im wesentlichen eine imaginäre Funktion. Es ist ein Missverständnis, dass die Fragmentiertheit unseres Selbst, durch die Komplettheit unseres Spiegelbilds ersetzt. Diese Dialektik die zwischen dem fragmentierten Körper des Kindes und der Einheit des Spiegelbildes entsteht, wiederholt sich später in sozialen Situatioen zwischen dem Ich und dem Anderen. Um zu existieren muss man von einem Anderen erkannt werden. Der Andere garantiert uns unsere Existenz. Auf der Imaginären Ebene findet also die Identefikation unseres Selbst und die Identifkation von Anderen durch Bilder statt. <br />
<br />
Lacan sagt: „Das Ich ist nicht das Ich.“ („Le je n'est pas le moi.“) Denn: „Ich ist ein Anderer" Das imaginäre Ich, dass ich nur durch die Anderen erkenne, ist das Ideal-Ich (moi), an das ich mich immer versuche anzunähern. <br />
<br />
Ich beziehe mich hauptsächlich auf: "Jacques Lacan" von Sean Holmer. Auch sehr zu empfehlen zum Einstieg ist "Lacan. Eine Einführung" von Slavoj Zizek <br />
<br />
<br />
<br />Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-37106256676706418882012-07-27T17:47:00.000+02:002012-07-27T17:47:06.081+02:00Slavoj Žižek: "First as Tragedy then as Farce" - Teil 1<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFET6O0qaPLyeZZl0iYuEXBLoCVG2faO_ISb2-0e3dVEyEpAN3OZg7lyREZp55fE3lEDKMxssBIA76_uAe2-Y5Owo_Rf8FmjiGTIpSze_ESbWTMuVd4mYxEvoMSzmkI2GKIRkv0wVUpQTY/s400/Zizek.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgFET6O0qaPLyeZZl0iYuEXBLoCVG2faO_ISb2-0e3dVEyEpAN3OZg7lyREZp55fE3lEDKMxssBIA76_uAe2-Y5Owo_Rf8FmjiGTIpSze_ESbWTMuVd4mYxEvoMSzmkI2GKIRkv0wVUpQTY/s400/Zizek.jpg" /></a>„Marx began his Eighteenth Brumaire with a correction of Hegel’s idea that history necessarily repeats itself: ‘Hegel remarks somehere that all great events and characters of world history occur, so to speak, twice. He forgot to add: the first time as tragedy, the second time as farce.’” Slavoj Zizek sieht genau diese Konstellation in der heutigen Zeit. Der die neoliberale Utopie ist genau zweimal untergegangen; das erste Mal politisch als Tragödie am bei den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 und das zweite Mal ökonomisch als Farce beim 2008er Finanzcrash. Das neoliberale Regime glaubt nur noch, dass es an sich glaubt und die Ideologie beginnt nicht mehr zu funktionieren.<br />
<br />Wir denken, wir leben heute in einer Gesellschaft ohne Ideologie, dass wir glauben, wir glauben nicht mehr an irgendeine Ideologie. Zugleich verkündet Fukuyama das Ende der Geschichte. Dabei leben wir in einer Gesellschaft, die ideologischer ist als je zuvor. Es bildet sich eine globale Klasse, die sich abschottet und alles nur noch privat macht. Einkaufszentren werden für die Öffentlichkeit geschlossen, man macht Urlaub am privaten Badestrand usw. Diese Eliten bilden sich eine eigene Lebenswelt. Sie können es Anderen einfach nicht erklären, wie es ist 300 Mio. $ auf dem Konto zu haben. Sie haben Angst vor jeglichem externem, sozialem Leben und bauen ihre Villen deswegen zu Festungen aus. Die unteren Klassen werden von ihnen nicht verachtet, sie existieren schlicht nicht für sie. In Sao Paolo fliegen die Reichen nur noch mit Helikoptern von einem Hochhaus zum anderen, um mit den „normalen“ Leuten von „unten“ nichts zu tun zu haben. Es erinnert an futuristische Filme wie „Das 5. Element“.<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://ashleyzharper.files.wordpress.com/2012/03/helicopteros_saopaulo_2.jpeg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="175" src="http://ashleyzharper.files.wordpress.com/2012/03/helicopteros_saopaulo_2.jpeg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Sao Paulo</td></tr>
</tbody></table>
<br />Zizek hat sich zur Aufgabe gemacht, die kommunistische Idee wieder mit neuem Leben zu füllen. Dabei geht es nicht um den Kommunismus von früher; mit dem Ableben des real existierenden Sozialismus starb auch die autoritäre Spielart des Kommunismus. Deswegen sollten wir bei Philosophen nicht danach suchen, was weiterlebt, sondern uns fragen, wie unsere Welt aus ihrem Blickwinkel erklärt werden würde. Die Welt hat sich in letzter Zeit rapide verändert. Die Frage muss also lauten: Wie sieht die Situation heute aus Perspektive der kommunistischen Idee aus? Und wenn die kommunistische Idee eine hegelsche Universalie sein soll, dann muss in jeder Situation neu erfunden werden.<br />
<br />Fortsetzung folgt…<br />Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-64783272987378808382012-07-16T22:30:00.001+02:002012-11-26T15:51:04.294+01:00Saul Kripke: Name und Notwendigkeit - Teil 2: Bertrand Russels Theorie der Kennzeichnung<br />
<div class="MsoNormal">
Um zu verstehen, wie die Theorie aussieht, die Saul Kripke
in „Name und Notwendigkeit“ kritisiert, kommt man nicht herum, sich mit
Bertrand Russel (1872 – 1970) zu beschäftigen. Russel war einer der wichtigsten
Philosophen des 20. Jahrhunderts und stand im engen Kontakt mit Gottlob Frege. </div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://www.clivejames.com/files/images/Bertrand_Russel.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="http://www.clivejames.com/files/images/Bertrand_Russel.jpg" width="155" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Bertrand Russel</td></tr>
</tbody></table>
<div class="MsoNormal">
In dem Aufsatz „On Denoting“ der uns interessiert, stellt
Russel seine Theorie zur Analyse von Kennzeichnungen vor. Wir erinnern uns,
dass Frege behauptete, dass Namen einen Sinn und eine Bedeutung haben. Die
Bedeutung ist dabei das Referenzobjekt des Namens und der Sinn ist im Prinzip
eine Kennzeichnung (auch wenn Frege das nicht genau so sagt). Russel möchte nun
zeigen, welche Probleme mit dieser Ansicht entstehen und wie sie gelöst werden
können. Er will zeigen, was „Sinne“ sind und wie sie funktionieren. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Er unterscheidet dazu zunächst 3 Arten von Kennzeichnungen
(eine Kennzeichnung ist z.B. „der König von Frankreich“ oder „der erste Mensch
auf dem Mond“): </div>
<div class="MsoListParagraphCxSpFirst" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
a a)<span style="font: 7pt "Times New Roman";">
</span>eine Kennzeichnung benennt nichts z.B. „der
gegenwärtige König von Frankreich“,</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpMiddle" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
b b)<span style="font: 7pt "Times New Roman";">
</span>eine Kennzeichnung benennt genau ein Objekt z.B.
„die Bundeskanzlerin“,</div>
<div class="MsoListParagraphCxSpLast" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
c c)<span style="font: 7pt "Times New Roman";">
</span>oder eine Kennzeichnung ist ambig d.h.
mehrdeutig z.B. kann „ein Mann“ einen ganz bestimmten Mann meinen oder einen
Mann im Allgemeinen</div>
<div class="MsoNormal">
Er betont, dass Kennzeichnungen an sich keine Eigenständige
Bedeutung haben. Sie bekommen ihre Bedeutung erst in Sätzen. Die Probleme die wir mit Namen haben,
entstehen seiner Meinung nach, durch die falsche Analyse von Sätzen. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Der Satz „Ich habe einen Mann getroffen.“ wird laut Russel folgendermaßen analysiert:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Ich traf x und x ist ein Mann.</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Oder der Satz „Alle Menschen sind sterblich.“ wird
folgendermaßen analysiert:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
Für alle x gilt, wenn x ein Mensch ist, dann ist x sterblich
bzw.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmqcmPofNmXm2FHD-91RLGhiF7S6VcnqI0gA36JHk8WR2v686KmNYGa0ogE4LA7dOk5lgrBlhLQ9KbOi6oMF7lpDMQrx1uAeXBMNY-k__RZkGb4otv8hQxT1p5E7YjPgqYVSZfnZfSqvbr/s1600/Formel1.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjmqcmPofNmXm2FHD-91RLGhiF7S6VcnqI0gA36JHk8WR2v686KmNYGa0ogE4LA7dOk5lgrBlhLQ9KbOi6oMF7lpDMQrx1uAeXBMNY-k__RZkGb4otv8hQxT1p5E7YjPgqYVSZfnZfSqvbr/s1600/Formel1.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="position: relative; top: 5.5pt;"> </span></div>
<div class="MsoNormal">
(Für alle die nicht mit der Schreibweise formaler Logik
vertraut sind: das umgedrehte A ist der All-Quantor also das Symbol für „Für
alle x gilt,…“, Ein umgedrehtes E ist der Existenz-Quantor, also das Symbol für
„Es gibt ein x, für das gilt…“, der Pfeil ist die Implikation also „wenn,
dann…“, Großbuchstaben stehen für Eigenschaften, also das M für „Menschsein“
und das S für „Sterblichsein“, Buchstaben vom Ende des Alphabets stehen für
Variablen, Buchstaben vom Anfang des Alphabets für Einzelgegenstände. Der
Formalismus ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber in vielen Fällen sehr
nützlich, da bestimmte Sachen auf den ersten Blick auffallen)</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Definite Kennzeichnungen sind Kennzeichnungen, die genau ein
Objekt herausgreifen z.B. „der Vater von Charles dem II.“ Diese Kennzeichnungen
implizieren Einmaligkeit (sie trifft nur auf ein Objekt zu) und eine bestimmte
Relation (zwischen Charles II. und seinem Vater). Wie ist so eine Kennzeichnung
zu analysieren? Nach Russel folgendermaßen: </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es gibt ein x, das Charles II. zeugte und wenn y Charles den
II. zeugte, dann ist x=y.</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Diese zweite Ergänzung ist die Einmaligkeitsbedingung.
Charles II. hatte nur einen Vater. Der Satz „Der Vater von Charles II.
wurde hingerichtet.“ sieht analysiert dann so aus:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es gibt ein x das Charles II. zeugte, hingerichtet wurde und
wenn y Charles II. zeugte, dann ist x=y</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Man sieht worauf es hinausläuft; alle Kennzeichnungen werden
auf Formen zurückgeführt, die keine Kennzeichnungen mehr enthalten. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Wie hilft uns das jetzt weiter? Naja, Frege hatte ein
Problem, was wenn ein Name oder eine Kennzeichnung keinen Referenten besitzt?
„Der König Englands ist kahl“ ist eine Aussage über ein Objekt auf das
referiert wurde. (Zumindest zu Russels Zeit. Heute müsste man wohl Königin
sagen.) „Der König von Frankreich ist kahl“ ist keine Aussage über irgendwas,
da es einfach keinen König von Frankreich mehr gibt, auf den diese
Kennzeichnung referieren könnte. Nun könnte man sagen, der Satz ist einfach
Unsinn, aber Russel sagt, nein der Satz ist kein Unsinn, er ist schlicht
falsch.</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Warum das so ist, möchte er an 3 Rätseln verdeutlichen, die eine
Namenstheorie lösen sollte.</div>
<div class="MsoNormal">
Rätsel 1: Es ist ein logisches Gesetz, dass wenn a=b ist,
das was für a wahr ist auch für b wahr ist. Außerdem kann man beide Namen in
Propositionen ersetzen, ohne dass sich der Wahrheitswert ändern sollte. Nun
möchte George IV. wissen, ob Scott der Autor von „Waverly“ war. Und nehmen wir
an Scott ist wirklich der Autor von „Waverly“. Nun kann ich „der Autor von
Waverly“ durch „Scott“ ersetzen. Dann wollte George IV. wissen, ob Scott Scott
ist. (Russel fügt noch hinzu, dass George IV. in diesem Fall wohl eher nichts
über die Frage der Identität wissen wollte, sondern er wollte wissen, ob Scott
„Waverly“ geschrieben hat.)</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Rätsel 2: Nach dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten gilt,
entweder „A ist B“ oder „A ist nicht B“ muss wahr sein. Nun haben wir den Satz
„Der König von Frankreich ist kahl.“ Wir machen eine Liste mit allen kahlen
Objekten und allen nicht-kahlen Objekten. Wir werden den König von Frankreich
in keiner Liste finden. Also ist der Satz weder wahr noch falsch. (Auch hier
erlaubt sich Russel einen Scherz und sagt, dass Hegelianer wohl sagen würden,
er trage eine Perücke.)</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Rätsel 3: Wenn der Satz „A unterscheidet sich von B“ wahr
ist, dann ist der Satz „Der Unterschied von A und B existiert“ wahr. Wenn der
Satz falsch ist, dann ist der Satz „Der Unterschied von A und B existiert
nicht“ wahr. Wie kann etwas, das nicht existiert, das Subjekt einer Aussage
sein?</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Nun versucht Russel zu zeigen, wie durch seine Theorie die
Rätsel gelöst werden. Zuerst beschreibt er, dass Frege etwas falsch gesehen
hat. Wenn wir eine Kennzeichnung C haben, dann meint C den Referenten und „C“
(also der sprachliche Ausdruck) meint die Bedeutung. C hat also nicht Bedeutung
und Referenz, sondern eine Bedeutung durch die C referiert.</div>
<div class="MsoNormal">
Der Satz „Scott war der Autor von „Waverly““ wird also
folgendermaßen, nach Russels Theorie, analysiert:</div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es gibt ein x, das ist Scott und der Autor von „Waverly“
bzw. <span style="position: relative; top: 5.5pt;"></span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUWjgkWUy81odEwStfSIqZP4NPUYF0p4Ch8Dd37aR3Zfg7J1hu5RiUhFgbKOKDtl1mbu34W0gSh_Gkq08SMChV8fhgD7RRYkMTggMIhkTqrRT1io7zByoFA8S9IHaCHqWJgL8BOrkaZBdi/s1600/Formel2.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUWjgkWUy81odEwStfSIqZP4NPUYF0p4Ch8Dd37aR3Zfg7J1hu5RiUhFgbKOKDtl1mbu34W0gSh_Gkq08SMChV8fhgD7RRYkMTggMIhkTqrRT1io7zByoFA8S9IHaCHqWJgL8BOrkaZBdi/s1600/Formel2.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
„Scott“ und „der Autor von Waverly“ referieren also auf
dasselbe Objekt, nämlich Scott. Hier liegt der Schlüssel zur Lösung der Rätsel.
Rätsel 1 löst sich indem man sieht, dass in der analysierten Version des Satzes,
gar kein Scott als Einzelding mehr vorkommt, das ersetzt werden könnte.
Stattdessen wird einer Variablen x zwei Eigenschaften zugeschrieben, nämlich
Scott zu sein und der Autor von „Waverly“ zu sein. Es ist also nicht von
Einzeldingen die Rede, sondern von Variablen zugewiesenen Eigenschaften. Das x
was beide Eigenschaften besitzt ist Scott.</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Für Rätsel 2 müssen wir zuerst einen Begriff erklären und
zwar den der Ambiguität. Bestimmte Sätze können ambig oder mehrdeutig sein.
„Jeder Mann liebt eine Frau“ kann in zwei Weisen verstanden werden:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Alle Männer lieben genau eine Frau bzw.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLqfsxGC9zywlXflekJboEB0F6oJuWQnnuclZGFWIwGUQ6nlbslF5B1ybjTR44jAlj42ca9WWzGRUeqaEgFtSbgfQt8lYP_BqZ4ZBtgal82FUI8GFCRW1J6dbnezuFHpDrkyG5YVs5-MXn/s1600/Formel3.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhLqfsxGC9zywlXflekJboEB0F6oJuWQnnuclZGFWIwGUQ6nlbslF5B1ybjTR44jAlj42ca9WWzGRUeqaEgFtSbgfQt8lYP_BqZ4ZBtgal82FUI8GFCRW1J6dbnezuFHpDrkyG5YVs5-MXn/s1600/Formel3.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="position: relative; top: 5.5pt;"></span> (Gesprochen: Für alle x gilt: Wenn x ein Mann
ist, dann gibt es ein y, das eine Frau ist und von x geliebt wird.)</div>
<div class="MsoNormal">
oder </div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Jeder man liebt eine genau Frau bzw. <span style="position: relative; top: 5.5pt;"> </span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhabUVkJAlmx4EmpgqK2miCv5r8sglJT5wrP-eG-FUXpW4yTAEYq4QnoMCm40vjHePo9LktDnBgrkdsmUn3JwsvYhrj8lOPO5zleldAsBdugW5r0MIfJffjEpojfw96sRbLUmzvJVo_htnb/s1600/Formel4.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhabUVkJAlmx4EmpgqK2miCv5r8sglJT5wrP-eG-FUXpW4yTAEYq4QnoMCm40vjHePo9LktDnBgrkdsmUn3JwsvYhrj8lOPO5zleldAsBdugW5r0MIfJffjEpojfw96sRbLUmzvJVo_htnb/s1600/Formel4.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="position: relative; top: 5.5pt;"></span>(Gesprochen: Es gibt ein y für das gilt, y ist
eine Frau und für alle x gilt, wenn x ein Mann ist, dann liebt x y.)</div>
<div class="MsoNormal">
Das hilft uns jetzt bei unserem zweiten Rätsel. Der Satz
„Der König von Frankreich ist kahl“ scheint klar falsch zu sein. Doch wie sieht
es mit dem Satz „Der König von Frankreich ist nicht kahl“ aus? Nun, Russel sagt
dieser Satz ist ambig. Er kann einmal meinen:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es gibt einen König von Frankreich und dieser ist kahl bzw.</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWSFILzqVuOW71LxzT-XNV_cygHuztu2Jm6SkGL096kTOayLJslgez1h3q43WgJrI7JHfnkwikW2qWJJsE_e-jwlIvHaMVGQHt3HGMueCmxf0P2_Pz9vVBSFWNmgOromqqDfb-lpG7A8Bj/s1600/Formel5.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiWSFILzqVuOW71LxzT-XNV_cygHuztu2Jm6SkGL096kTOayLJslgez1h3q43WgJrI7JHfnkwikW2qWJJsE_e-jwlIvHaMVGQHt3HGMueCmxf0P2_Pz9vVBSFWNmgOromqqDfb-lpG7A8Bj/s1600/Formel5.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="position: relative; top: 5.5pt;"></span> und dieser Satz ist klar falsch oder es kann
meinen:</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="text-align: center;">
Es gibt keinen König von Frankreich und dieser ist kahl bzw. <span style="position: relative; top: 5.5pt;"> </span></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRt1VqTJXfGKCD_iwJmh5yDL1iTeeFlbj64NMLBbrSEI6FLXzN6p_dVN8rjgtcDoEN22YN0rIQGrWOOOwP15VLSaQWt8svWbLHFLPqeZ6sQOA_qikgH1saOK52MlX6jM-Bou_wXNwAUAB5/s1600/Formel6.png" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgRt1VqTJXfGKCD_iwJmh5yDL1iTeeFlbj64NMLBbrSEI6FLXzN6p_dVN8rjgtcDoEN22YN0rIQGrWOOOwP15VLSaQWt8svWbLHFLPqeZ6sQOA_qikgH1saOK52MlX6jM-Bou_wXNwAUAB5/s1600/Formel6.png" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
<span style="position: relative; top: 5.5pt;"></span>und dieser Satz ist wahr. </div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Mit Puzzle 3 verhält es sich ähnlich. Die Differenz von A
und B existiert nur, wenn A und B differieren und auch nur dann referiert „die
Differenz von a und B“</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Das ist Russels Theorie der Denotation. Namen sind quasi
Abkürzungen für Kennzeichnungen. Diese Kennzeichnungen wiederum greifen ein
Objekt heraus, auf das sie referieren. „Danny“ ist also die Abkürzung für
„derjenige der gerade diesen Text schreibt“ und diese Kennzeichnung referiert
auf mich.</div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Somit ist ein weiterer Schritt getan in der traditionellen
Theorie der Namen. Russel hat das Werkzeug geliefert um zu verstehen, wie
Kennzeichnungen referieren und was passiert wenn kein Referenzobjekt existiert.
Ein weiterer Schritt ist noch zu tun, denn auch Russels Theorie wirft einige
schwerwiegende Probleme auf, die Searle glaubte gelöst zu haben. </div>
Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-81379112939057998032012-07-02T16:41:00.001+02:002012-07-02T16:44:06.389+02:00Saul Kripke: Name und Notwendigkeit – Teil 1 Wo liegt das Problem? Freges Theorie der Eigennamen<style type="text/css">
<!--
@page { margin: 2cm }
P { margin-bottom: 0.21cm }
-->
</style>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Saul Aaron Kripke zählt als der wohl
wichtigste, zur Zeit lebende, Philosoph. Er galt schon früh als ein
Wunderkind. Er brachte sich mit 6 Jahren Hebräisch bei, hatte mit 9
das komplette Werk Shakespeares gelesen und beschäftigte sich mit
Descartes und mathematischen Problemen bevor er die Grundschule
verließ. Mit 18 veröffentlichte er seine erste Schrift zur
Modallogik. Er hat sowohl die Logik als auch die Sprachphilosophie
revolutioniert. 2001 bekam er für sein Werk den Schock Preis (so
etwas wie der Nobelpreis für Philosophie).<br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d4/Kripke.JPG/220px-Kripke.JPG" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d4/Kripke.JPG/220px-Kripke.JPG" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Saul Aaron Kripke (Quelle: Wikipedia)</td></tr>
</tbody></table>
<br />
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Seine wichtigsten
sprachphilosophischen Gedanken veröffentlichte er in einem Büchlein
namens „Naming and Necessity“. Es beruht auf 3 Vorträgen, die er
1970 frei an der Universität Princeton hielt. Darin widerlegt er
gekonnt die bis dato vorherrschende Theorie über Eigennamen.Um seine
Kritik an dieser Theorie zu verstehen, muss man sich die Theorie
zuerst einmal ansehen und verstehen, wo eigentlich das philosophische
Problem bei Eigennamen liegt.<br />
Die Theorie die Kripke kritisiert
wird allgemein die „Bedeutungstheorie der Eigennamen“ genannt und
wurde vor allem von Leuten wie Gottlob Frege, Bertrand Russel oder
John Searle entwickelt. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
Fangen wir bei Frege an. Frege stellte
seine Auffassung über Eigennamen in seinem Aufsatz „Über Sinn und
Bedeutung“ von 1892 dar. Wo ist für Frege das Problem, dass gelöst
werden muss? Er stellt die Frage: Was ist die Identität? Eine
Beziehung? Wenn ja, zwischen was? Zwischen Namen? Gegenständen?<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/99/Young_frege.jpg/220px-Young_frege.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/99/Young_frege.jpg/220px-Young_frege.jpg" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Gottlob Frege (Quelle: Wikipedia)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
Wie
kann es sein, dass a=a eine Trivialität ist und der Satz der
ausgedrückt wird analytisch wahr ist und keinerlei Erkenntnis
bringt, während a=b sehr informativ sein kann? Das klassische
Beispiel, dass Frege anbringt, ist das vom Morgenstern und
Abendstern. (Wobei jeder der sich nur einmal mit Sprachphilosophie
beschäftigt hat, das Beispiel in und auswendig kennt und weiß, dass
der Morgenstern und der Abendstern keine Fixsterne sind, sondern die
Venus.)<br />
Dass der Morgenstern der Morgenstern ist (a=a), ist
trivialerweise wahr. Wenn man es jemanden erzählt, der noch nie
davon gehört hat, wird (a priori) wissen, dass es so sein muss.
Jemand der aber noch nie etwas vom Morgenstern oder Abendstern gehört
hat, könnte eine lehrreiche Information erhalten, wenn ich ihm
erzähle, dass der Morgenstern der Abendstern (a=b) ist.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Wie ist
das nun zu erklären? In seiner „Begriffsschrift“ dachte Frege
noch, dass die Identität nur eine Beziehung zwischen Namen sei. Wenn
dies so wäre, dann gäbe es aber keinen Unterschied, zwischen a=a
und a=b. Dann müssten „Der Morgenstern ist der Morgenstern.“ und
„Der Morgenstern ist der Abendstern.“ beide analytisch sein, weil
sich die Identität aus der Bedeutung der Namen ergeben müsste. Das
dem nicht so ist, ist offensichtlich.<br />
Wenn es eine Beziehung nur
zwischen Gegenständen ist, dann bezeichnen a und b zwar den gleichen
Gegenstand, allerdings wäre die Identitätsaussage nur eine Aussage
über unsere Bezeichnungsweise und diese ist willkürlich. Der
Erkenntniswert von a=a und a=b wäre der Gleiche.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Wenn es nicht
die Identität der Namen und auch nicht die der Gegenstände sein
kann, wo liegt die Beziehung dann? Frege sagt, der Unterschied liegt
in „der Art des Gegebenseins des Bezeichneten“. Er erläutert es
an einem Beispiel, bei dem in einem Dreieck die Geraden die von den
Ecken zum Mittelpunkt verlaufen, a, b, und c seien. Die Punkte a,b
und a,c bezeichnen den gleichen Schnittpunkt, allerdings bezeichnen
sie eine verschiedene „Art des Gegebenseins des
Bezeichneten“.<br />
Dieses Gegebensein nennt Frege nun den Sinn. Die
Bedeutung eines Zeichens, ist der Gegenstand den es bezeichnet.
(Frege benutzt den Begriff der Bedeutung anders, als man es heute
tut. Heute würden wir mit Bedeutung eher das meinen, was er Sinn
nennt und das, was er Bedeutung nennt eher Referenz nennen.) Der Sinn
eines Namens, wird von einem kompetenten Sprecher einer Sprache immer
miterfasst.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Nun folgt die Aristoteles Fußnote, die später immens
an Bedeutung gewonnen hat. Darin sagt er, dass der Sinn eines Namens,
zwischen verschiedenen Sprechern schwanken kann. Sein Beispiel ist
der Name „Aristoteles“. Nehmen wir an Sprecher A verbindet mit
dem Namen „Aristoteles“ den Sinn: „Aristoteles ist der Schüler
Platons und der Lehrer Alexander des Großen.“ Sprecher B hingegen
verbindet mit dem Namen den Sinn: „Aristoteles ist der aus Stagira
stammende Lehrer Alexanders.“ Sprecher A und B verbinden mit dem
Namen „Aristoteles“ einen anderen Sinn, allerdings haben beide
die gleiche Bedeutung, nämlich Aristoteles (also dieser griechischen
Philosophen). Der Satz „Aristoteles ist aus Stagira gebürtig.“
ist für Sprecher A unter Umständen informativ, für Sprecher B eher
nicht. Auf diese Fußnote werden wir noch öfter zu sprechen kommen.
Diese Ungenauigkeit der Sprache ist im Alltag nicht so schlimm,
sollte aber in einer wissenschaftlich korrekten Sprache vermieden
werden, so Frege.</div>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: right; margin-left: 1em; text-align: right;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/9/92/Sinn_und_Bedeutung_Frege.jpg/475px-Sinn_und_Bedeutung_Frege.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="239" src="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/9/92/Sinn_und_Bedeutung_Frege.jpg/475px-Sinn_und_Bedeutung_Frege.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">(Quelle: Wikipedia)</td></tr>
</tbody></table>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Verschiedene Zeichen (Wörter) können den
gleichen Sinn haben. Außerdem garantiert der Sinn noch keine
Bedeutung. Der Ausdruck „die am wenigstens konvergente Reihe“
scheint einen Sinn zu haben, allerdings keine Bedeutung, da es zu
jeder konvergenten Reihe eine Reihe gibt, die konvergenter ist.<br />
In
der Alltagssprache spricht man gewöhnlich von der Bedeutung eines
Zeichens. Man allerdings auch von Zeichen oder einem Sinn sprechen.
In der direkten Rede mit Anführungszeichen, spricht man von Zeichen,
die ein anderer gebraucht hat. Also quasi Zeichen von Zeichen. In der
indirekten Rede, spricht man von einem Sinn, den der andere zum
Ausdruck bringen wollte.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Frege geht auch auf den Unterschied
zwischen Sinn und Vorstellung ein. Eine Vorstellung, ist ein
subjektives Bild. Man kann niemals dieselbe Vorstellung wie jemand
anders haben. Sinn jedoch ist etwas intersubjektiv Geteiltes. Ich und
du können mit dem gleichen Namen den gleichen Sinn verbinden. Ein
Eigenname drückt also seinen aus und bedeutet seine Bedeutung (also
den Gegenstand den er bezeichnet).</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Wie sieht es nun mit ganzen
Sätzen aus? Jeder Satz enthält einen Gedanken. Ist nun der Gedanke
der Sinn oder die Bedeutung des Satzes? Wenn der Gedanke die
Bedeutung eines Satzes sein soll, dann darf das Austauschen eines
Wortes mit gleicher Bedeutung, aber anderem Sinn keinen Einfluss auf
die Bedeutung des Satzes haben. Ist das so? Sehen wir uns ein
Beispiel an:</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
a) „Der Abendstern ist ein von der
Sonne beleuchteter Himmelskörper.“
</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
b) „Der Morgenstern ist ein von der
Sonne beleuchteter Himmelskörper“</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
„Abendstern“ und „Morgenstern“
haben die gleiche Bedeutung, aber unterschiedlichen Sinn. Nun zeigt
sich aber, dass jemand der nicht weiß, dass der Abendstern der
Morgenstern ist, a) für wahr und b) für falsch halten könnte. Also
hat der das ersetzen der Wörter Einfluss auf die Bedeutung des
Satzes. Somit kann der Gedanke im Satz, nur der Sinn des Satzes sein.
Was ist dann seine Bedeutung? Naja, auf die Bedeutung eines Satzes
kommt es uns eigentlich nur an, wenn es uns auf die Bedeutung der
Bestandteile, also auf den Wahrheitswert ankommt. Wenn ein
Schauspieler im Theater sagt: „Romeo war ein Sohn einer
wohlhabenden Familie.“, dann kommt es uns nicht darauf an, ob das
stimmt, oder ob Romeo jemals wirklich existiert hat. Sagen wir
jedoch, dass der Mensch vom Affen abstammt, dann geht es uns darum,
ob das wahr ist. Und ob es wahr ist, erfahren wir nur, wenn wir die
Bestandteile des Satzes näher betrachten. Was folgt also daraus?
Nun, die Bedeutung von Sätzen ist ihr Wahrheitswert. Was bei der
Auswechslung von Wörtern mit gleicher Bedeutung aber
unterschiedlichen Sinn erhalten bleibt, ist ihr Wahrheitswert.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Frege
macht nun noch einige Ausführungen zum Thema der Nebensätze, die
ich nicht alle im Detail erörtern möchte. Eines ist jedoch
interessant, da es große Auswirkungen auf die Philosophie hatte. Bei
der indirekten Rede formen wir Sätze wie: „Er glaubte, dass...“
oder „Er behauptete, dass...“. Die Bedeutung dieser Nebensätze,
ist der Sinn der Worte „der Gedanke,dass...“. Diese dass-Sätze
versteht man heute als Fregeanische Proposition. Sie drückt einen
Gedanken aus. Dabei beeinflusst der Wahrheitswert des Nebensatzes,
nicht den Wahrheitswert des Hauptsatzes. „Russel glaubt, dass er
von Außerirdischen entführt wurde.“ ist wahr, so lange Russel es
wirklich glaubt. Egal ob er wirklich von Außerirdischen entführt
wurde oder nicht.</div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Nun gut! Hier haben wir also unsere erste
Bedeutungstheorie von Eigennamen. In unserem Anfangsbeispiel hat a
also die gleiche Bedeutung wie b und somit auch a=a die gleiche
Bedeutung wie a=b, allerdings haben sie eben unterschiedlichen Sinn,
weswegen der eine Satz trivial und der andere informativ sein kann.
Namen funktionieren also so, dass sie das Zeichen, über Sinn mit
einem bestimmten Gegenstand verbinden. Der Name „Danny“ verbindet
z.B. den Sinn „Der, der diesen Text gerade schreibt.“ mit mir
selbst. </div>
<div style="margin-bottom: 0cm;">
<br />
Nun ja, demnächst geht es dann weiter mit Russel und
Searle, bevor wir zu Saul Kripkes Kritik an der Beschreibungstheorie
kommen.</div>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-48815163672842678392012-05-10T23:10:00.000+02:002012-05-10T23:10:28.906+02:00Slavoj Zizek - Living In The Endtimes<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="http://www.youtube.com/embed/i0ZyhKBIv1M" width="420">&amp;lt;p&amp;gt;&amp;amp;amp;amp;amp;nbsp;&amp;amp;amp;amp;lt;br&amp;amp;amp;amp;gt;&amp;lt;/p&amp;gt;</iframe>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-39919023205261918002011-11-19T13:29:00.000+01:002011-11-19T13:30:31.725+01:00Gewerkschaften, Mindestlohn, MarxismusStellen wir uns vor, linke Theoretiker (höchst wahrscheinlich Slavoj Žižek voran) und Quantenphysiker würden sich zusammen tun, um eine Zeitmaschine zu bauen und Karl Marx in unsere Zeit holen, um ihn um Rat zu fragen. Was würde er wohl zur Situation unserer heutigen Gewerkschaft sagen?<br />
Für Marx hatten die Gewerkschaften mehrere Aufgaben: Sie sollten die Konkurrenz der Arbeiter untereinander beseitigen und Arbeitsbedingungen erzwingen, die die Arbeiter über einen Status von Sklaven stellten. Sie sollten also für Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen kämpfen. Gewerkschaften sollten aber auch Organisationszentren der Arbeiterklasse sein, die die Arbeiter vor allem dafür vorbereiteten, das kapitalistische System zu beseitigen. Hier würde Marx also schon die ersten Probleme konstatieren. Unsere Gewerkschaften führen nur noch den Lohn- und Arbeitszeitkampf durch, aber arbeiten nicht mehr für die Abschaffung des kapitalistischen Systems.<br />
Marx schrieb in seinem Werk „Lohn, Preis, Profit“: Die Gewerkschaften „verfehlen ihren Zweck gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen als ein Hebel zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse.“ Dadurch akzeptieren die Gewerkschaften eine Trennung von Politik und Ökonomie.<br />
Außerdem sind unsere Gewerkschaften zu sehr gesplittet. Dadurch können sie nicht die Kräfte der gesamten Arbeiterschaft bündeln, sondern konzentrieren sich nur auf bestimmte Bereiche und Branchen.<br />
Wie sieht es nun, nach diesen allgemeinen Problem der Gewerkschaft, mit der gewerkschaftlichen Praxis der Tarifpartnerschaft aus? Auch hier hätte Marx wohl keine freundlichen Worte für uns. Das Wort „Partnerschaft“ suggeriert eine Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern oder einen Kompromiss zwischen Vertragspartnern. Der Antagonismus zwischen Arbeitern und Kapitalisten ist laut Marx aber ein Antagonismus, der im kapitalistischen System selbst liegt und ist daher von Natur aus unversöhnlich. Es herrscht eben ein Klassenkampf und keine Klassenpartnerschaft. Der Begriff ist also ein ideologischer und verschleiert nur die Klassengegensätze und der Klassenkampf der daraus resultiert. So würde Marx also die Schwäche unserer Gewerkschaften darauf zurückführen, dass sie das kämpferische Wesen ihrer Praxis verfehlt und dadurch zu viele Kompromisse eingeht (Womit auch die wenigen Streiks und Arbeitskämpfe in Deutschland erklärt wären).<br />
Auch zum Thema gesetzlicher Mindestlohn würde Marx wohl ein ernstes Wörtchen mit uns reden. Der Mindestlohn bei Marx, ist der Lohn, der notwendig ist, sodass der Arbeiter sich und seine Famillie versorgen kann. Durch einen gesetzlichen Mindestlohn geben die Gewerkschaften die Bestimmung des Mindestlohns in die Hände von Unternehmen und Politikern. Die Gewerkschaften geben also einen Teil ihrer Verantwortung für den Lohnkampf ab und sagen, dass die Politiker eine bessere Vertretung der Arbeiter wären, als die Gewerkschaften. Die Gewerkschaften würden damit also sich selbst, und damit die gesamte Arbeiterbewegung schwächen. Selbst wenn die Gewerkschaften eine Mitbestimmung verhandeln würden, wäre das zu wenig. Wir erinnern uns, dass die Gewerkschaften auch dazu da sind, auf die Abschaffung des kapitalistischen Systems hinzuarbeiten.<br />
Besonders trickreich wird das Ganze, wenn man neuere Überlegungen von linken Theoretikern mit in Betracht zieht. Žižek schreibt in „Auf verlorenem Posten“: „Was ist, wenn, im Sinne dieser Logik, eine Behinderung der unbeschränkten Herrschaft des Marktkapitalismus dessen eigentlicher Impuls ist?“ Sprich, was ist, wenn unsere sozialstaatlichen Bemühungen, oder der sogenannte „Dritte Weg“ eigentlich das ist, was den Kapitalismus stabilisiert? Was wenn ein unbeschränkter Marktkapitalismus den Kapitalismus instabil werden lassen und seine Überwindung erleichtern würde? Bezieht man solch eine Überlegung mit ein, ist ein gesetzlicher Mindestlohn eine Stärkung des Kapitalismus und damit nicht im Interesse der Arbeiterbewegung. Die Gewerkschaften haben laut Marx also ihr Ziel aus den Augen verloren. Anstatt das kapitalistische System abschaffen zu wollen, wollen sie immer besser darin integriert werden. Für Marx wären unsere heutigen Gewerkschaften also wahrscheinlich nutzlos.<br />
<br />
<br />
Entstanden als Hausaufgabe im Rahmen der Vorlesung Politische Theorie an der Universität Erfurt.<br />
Aufgabenstellung:<br />
<br />
Die meisten deutschen Gewerkschaften folgen bei ihrer Interessensvertretung dem Prinzip der<br />
autonomen Tarifpartnerschaft mit den Arbeitgeberverbänden. Unabhängig vom Staat sollen dabei<br />
die Löhne möglichst konsensuell ausgehandelt werden. Im internationalen Vergleich kommt es<br />
deshalb in Deutschland eher selten zu Arbeitskämpfen, Streiks etc. Trotz dieser Tarifautonomie<br />
fordern die Gewerkschaften seit einiger Zeit einen staatlich garantierten Mindestlohn für möglichst<br />
alle Branchen.<br />
Analysieren Sie diese Gewerkschaftspolitik mit Marx und Engels:<br />
1. Ist die gewerkschaftliche Praxis der Tarifpartnerschaft nach Marx und Engels eine der heutigen<br />
Situation angemessene politische Strategie für die Arbeiterbewegung?<br />
2. Würden Marx und Engels die aktuellen gewerkschaftlichen Forderungen nach einem gesetzlichen<br />
Mindestlohn unterstützen?Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-4478333379458119572011-05-13T19:48:00.000+02:002011-05-13T20:01:52.676+02:00Kant ist schon nicht schlecht, aber Hegel ist Kokain<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://thecoffeeparallax.files.wordpress.com/2009/03/ideal-1-hegel.jpg?w=384&h=480" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="200" src="http://thecoffeeparallax.files.wordpress.com/2009/03/ideal-1-hegel.jpg?w=384&h=480" width="160" /></a></div>Wenn man nach einem Kanon von bedeutenden Philosophen fragt, dann werden immer 4 Namen genannt: Platon, Aristoteles, Kant und Hegel. Georg Wilhelm Friedrich Hegel lebte in einer torbulenten Zeit, sowohl intellektuell (das Werk Kant's hatte eine großen Einfluss auf ihn), als auch geschichtlich (französische Revolution etc.). Er war der letzte Philosoph, der ein umfassendes, universales, philosophisches System entwickelte. Hegels Einfluss ist noch bis heute riesig, vor allem was die spätere Entwicklung des Materialismus und Marxismus angeht, auf den Hegels Idealismus großen Einfluss hatte. Auch heute noch hat Hegel seine Aktualität nicht verloren, wie man zum Beispiel immer wieder an Denkern, wie Slavoj Zizek, mit seinem "lacanschen Hegelianismus", sieht. Wer sich mit tiefer zum Beispiel mit Marx beschäftigen will, kommt um Hegel nicht herum.<br />
<br />
Die Texte Hegels sind wahrscheinlich die am schwersten zu verstehendsten Texte der Philosophiegeschichte. Auch Experten ist noch keine vollständige Interpretation seines Werkes gelungen. Das liegt nicht daran, dass er viele Fremdwörter benutzt oder dergleichen, sondern an seiner Art zu schreiben. Eine Dichte an Aussagen, die ein ungewohntes denken produzieren, haben den Effekt, dass man oft zweimal lesen und das Tempo variieren muss. Mal ist es besser zügig auf dem Fluss von Phrasen und Assoziationen zu gleiten und in Kauf zu nehmen, dass man eher eine Ahnung hat, was gemeint ist, als eine Erkenntnis und ein anderes Mal sollte man Satz für Satz oder vielleicht sogar Wort für Wort lesen. Die "Phänomenologie des Geistes" ist wohl der schwierigste seiner Texte. Er wirkt darin wie ein Konstrukteur, der mithilfe von Begriffen, ein Gerüst baut, dass zuerst zerbrechlich und leer wirkt, um es dann mit Beispielen anzuhäufen und zu bestücken. Bereits im ersten Drittel der Vorrede, hat Hegel ein Modell entwickelt, dass es auszuschmücken gilt.<br />
<br />
<a href="http://www.borg-mittersill.salzburg.at/e-content/Psychologie-Philosophie/Zeit/images/philos1.gif" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="172" src="http://www.borg-mittersill.salzburg.at/e-content/Psychologie-Philosophie/Zeit/images/philos1.gif" width="320" /></a>Hegels Anspruch ist sehr hoch, er will nichts anderes, als die Philosophie zu einer wahren Wissenschaft zu machen. Entgegen zum Trend seiner Zeit, in der der Empirismus, vor allen in England, sich an großer Beliebtheit erfreute, war für ihn klar, dass Wahrheit nicht in der Anschauung oder Erfahrung besteht, sondern im Begriff (Platon hätte wohl gesagt: in den Ideen). Allerdings ist dieses Wahre nicht nur eine Substanz, sondern auch Subjekt. (Hegel 1807, S. 20) Wer sich ein bisschen auskennt, der wird es ahnen: Hegels Quasi-Naturgesetz der Dialektik kommt ins Spiel. Wahrheit ist nichts festes, was man nur entdecken brauch. Viel mehr ist es eine Bewegung: "Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze ist nur das durch seine Entwicklung vollendete Wesen" (ebd., S. 22) Sprich die Wahrheit ist das Resultat des Werdens, einer dialektischen Bewegung . (Die Dialektik wird oft heruntergebrochen auf die drei Begriffe: These, Anti-These, Synthese)<br />
<br />
Nun führt Hegel die Begriffe des "an sich" und "für sich" ein. Er erläutert es am Beispiel des Embryos: Der Embryo ist zwar Mensch an sich, also Substanz, Form, allerdings ohne jegliche (dialektische) Selbstbewegung. Erst mit der Vernunft im Menschen, der sich selber dazu macht, was er ist, nämlich Mensch, erhält die Form eine Bewegung und er ist Mensch für sich. (ebd. S. 23)<br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiaZzy1fiLi1855QIgiAkaCrEB-S9dW8izada8IbUkTI8XNb59IivJUMMA3OaRGEKhsIbV2Q09pKnazPD-wU5sX41DfX17Yq8htOdwrFL58e9-vCQnNnl0Q1c8iirTqgRRG7xjpYRVwdE/s1600/29-11-10+Hegel_Geist.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjiaZzy1fiLi1855QIgiAkaCrEB-S9dW8izada8IbUkTI8XNb59IivJUMMA3OaRGEKhsIbV2Q09pKnazPD-wU5sX41DfX17Yq8htOdwrFL58e9-vCQnNnl0Q1c8iirTqgRRG7xjpYRVwdE/s320/29-11-10+Hegel_Geist.jpg" width="308" /></a>Die Wahrheit kann nur im System der Wissenschaft dargestellt werden. Diese Wissenschaft ist der Geist, der an und für sich ist (also sowohl Substanz als auch Subjekt) und deswegen Wissen von sich selbst erlangt. (ebd. S. 25) Die Phänomenologie des Geistes soll nun das Werden des Geistes und somit der Wissenschaft beschreiben. Am Anfang war sie geistlos, bloß sinnliches Bewusstsein, entwickelt sich jedoch durch verschiedene Gestalten des Geistes, zum reinen Begriff. Diese Entwicklung ist aber nicht die Entwicklung eines besonderen Individuums, sondern einem allgemeinen Individuum, dem "Weltgeist". (ebd. S. 28) Jeder von uns durchläuft die Bildungsstufen des allgemeinen Geistes, allerdings nur jene, die in ihrer Gestalt schon ausgearbeitet sind. "Dieses erworbene Eigentum des Geistes ist die unorganische Natur des Individuums" (ebd. S. 29). Die Aufgabe des Individuums liegt nun also darin, von dieser unorganischen Natur, Erkenntnis zu erwerben, wodurch der allgemeine Geist ein Selbstbewusstsein bekommt, das Werden oder die Reflexion des "Weltgeistes".<br />
<br />
<br />
Hier ist Hegels Ziel rein theoretisch schon erreicht. Durch die Dialektik der Philosophie, wird sie zur Wissenschaft. In ihr zeigt sich das Werden des Geistes und somit der Wahrheit. Diese paar Seiten zeigen, wie Hegel auf engem Raum, mit wenigen Begriffen, eine dichte Konstruktion erzeugt, die alle Gestalten des Geistes erfassen und erklären soll. Da die Phänomenologie fast 600 Seiten hat, wird einem klar, warum sie so ein harter Brocken ist und doch eines seiner einflussreichsten Werke.<br />
<br />
<br />
Fortsetzung folgt...<br />
<br />
<br />
(Der Autor stellt in diesem Artikel, seine Interpretation vor. Sollten mir Fehler unterlaufen sein oder ähnliches, bitte ich um Kommentare.)Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-56426877761415752352011-05-08T13:36:00.000+02:002011-05-08T13:36:59.134+02:00Demokratie und Proletariat<blockquote>"Wir stehen heute vor der Frage: Ist der alte griechische Name für das Vordringen der Ausgeschlossenen in den soziopolitischen Raum - Demokratie - noch die angemessene Bezeichnung für einen solchen Ausbruch des Egalitarismus? Es gibt da zu gegenteilige Positionen: einerseits das rasche Abtun der Demokratie als bloß illusorische Erscheinungsform ihres Gegenteils (der Herrschaft einer Klasse) und andererseits die Behauptung, dass die Demokratie, die wir haben, die real existierende Demokratie, eine Verzerrung der wahren Demokratie sei - ganz im Sinne der berühmten Antwort Gandhis auf die Frage eines britischen Journalisten, was er von der Demokratie halte: 'Eine gute Idee. Vielleicht sollten wir sie ausporbieren!'" (Zizek 2009, S. 272)</blockquote>Ein interessanter Gedanke: Sollte man, wenn man von der heutigen Demokratie spricht, nicht von der real existierenden Demokratie sprechen, im Gegensatz, zur eigentlichen Idee der Demokratie? Wie der real existierende Sozialismus nie die Anforderungen eines echten Sozialismus erfüllen konnte, kann unsere heutige Demokratie scheinbar nicht die Anforderungen die man an eine Demokratie stellt, erfüllen. Zizek beschreibt sehr schön, was Demokratie im eigentlichen Sinne bedeutet: "Das Vordringen der Ausgeschlossenen in den soziopolitischen Raum..." Der Demos der sich gegen die griechische Aristokratie stellt und mitbestimmen möchte. Immer öfter hört man, dass es uns an demokratischer Mitbestimmung fehlt, dass eigentlich die Lobbys und die Banken die Politik machen. "Postdemokratie" wie Colin Crouch unser System nennt, in dem formell alle demokratischen Instutionen und Prozesse vorhanden sind, Politik aber nicht vom "Demos" bestimmt wird. Leben wir also nach dem real existierenden Sozialismus, in der real existierenden Demokratie?<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://gnashingofteeth.files.wordpress.com/2011/04/s_zizek1.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="207" src="http://gnashingofteeth.files.wordpress.com/2011/04/s_zizek1.jpg" width="320" /></a></div><br />
Eine klare Zeitdiagnose lautet: Der internationalen Linken fehlt es an einer Theorie. Eine Erneuerung des klassischen Marxismus, die sich nicht in den ausweglosen Problemen der Kritischen Theorie verstrickt, scheint dringend Notwendig. Die Linien eines Klassenkampfes sind nicht mehr so eindeutig sichtbar, wie zu Marx' Zeiten. Das Proletariat lässt sich nicht mehr so einfach bestimmen, wie in Zeiten der Industriegesellschaft. Ein Vorschlag Zizeks:<br />
<blockquote>"Eine neue emanzipatorische Politik wird nicht mehr an einen einzelnen sozialen Akteur geknüpft sein, sondern muss von einer möglichst unkalkulierbaren Mischung verschiedener Akteure getragen werden. Uns vereint, dass wir im Gegensatz zu den Proletariern von einst, die 'nichts zu verlieren haben als ihre Ketten', Gefahr laufen, alles zu verlieren. Die Gefahr ist, dass wir auf abstrakte, leere cartesianische Subjekte ohne jeden Substanzgehalt reduziert werden, dass wir unserer symbolischen Substanz beraubt werden, dass unsere genetische Basis manipuliert wird und wir in einer lebensabweisenden Umwelt dahinvegetieren müssen. Diese dreifache Bedrohung unseres gesamten Seins macht uns gewissermaßen alle zu Proletariern, die auf eine 'substanzlose Subjektivität' reduziert sind, wie Marx in den Grundrissen schreibt. Die Figur des 'Anteils der Anteillosen' konfrontiert uns mit der Wahrheit unserer eigenen Position, und die ethisch-politische Herausforderung besteht darin, uns selbst in dieser Figur zu erkennen - wir sind sozusagen alle ausgeschlossen, von der Natur ebenso wie von unserer symbolischen Substanz." (Zizek 2009, S. 273)</blockquote> Dass wir gewisserweiße alle Proletarier sind, ist natürlich eine Einsicht, die nicht viel nützt. Zizeks "Anteil der Anteillosen" sind vor allem die Bewohner der Slums, die der Kapitalismus immer mehr hervorbringt. Dieser Anteil der zwar zur Gesellschaft gehört, in ihr aber keinen Platz findet. Sie haben keine Staatsbürgerschaft, kein offizielles Einkommen etc., sind somit also Ausgeschlossen, durch Schattenwirtschaft etc. allerdings in die Gesellschaft eingebunden. Hier sieht Zizek den Keim der Zukunft. Diese Menschen sind von allen Restriktionen des Kapitalismus befreit. Sie finden neue Formen der Organisation und es werden immer mehr. Das ist die Klasse (Analog der damaligen Arbeiterklasse) die mit der Abschaffung des Kapitalismus die Abschaffung ihrer eigenen Klasse erreichen würde. Die heutigen Antagonismen die der Kapitalismus hervorbringt sind andere, als die der klassischen marxistischen Vorstellung. Die heutigen Antagonismen bestehen (1) in der Ökologie, (2) der Unangemessenheit der Idee des Privateigentums für das sogenannte "geistige Eigentum", (3) in den sozialethischen Implikationen neuer technologisch-wissenschaftlicher Entwicklungen (insbesondere in der Biogenetik) und (4) neue Formen der Apartheid, neue Mauern und Slums. (4) stellt dabei die Schlüsselrolle für Zizek dar. Man kann sich die Probleme (1) - (3) gelöst vorstellen (zum Beispiel durch einen Totalitarismus), ohne dass die Frage der Gerechtigkeit, die in (4) zum Vorschein kommt, gelöst ist. (Zizek 2009, S.252 ff.) Der Antagonismus von Ausgeschlossen und Eingeschlossen scheint also der Hauptantagonismus unserer Zeit zu sein. Für eine proletarische Position schließt er daraus:<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiRrfOG_lp1JGDUia3S6qZg4_M1o2b7cLrIns16QuvsNQl7fTR1o3QiytgKqeWQMAbUoF-UAAGCqYsRedmyPg3i5QnMW3ufdU7jdnKkSqBf-rlQayxNLkiXVj4menlPEMMFvhS2FghG668B/s1600/zizek460.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="188" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiRrfOG_lp1JGDUia3S6qZg4_M1o2b7cLrIns16QuvsNQl7fTR1o3QiytgKqeWQMAbUoF-UAAGCqYsRedmyPg3i5QnMW3ufdU7jdnKkSqBf-rlQayxNLkiXVj4menlPEMMFvhS2FghG668B/s320/zizek460.jpg" width="320" /></a></div><br />
<blockquote>"Weil wir nach wie vor eine proletarische Position brauchen, eine Position des 'Anteils der Anteillosen'. Wenn man, mit anderen Worten, nach einem Vorbild sucht, so wäre das eher die gute alte kommunistische Formel des Bündnisses aus 'Arbeitern, armen Bauern, patriotischen Kleinbürgertum und redlichen Intellektuellen'; man beachte die unterschiedliche Verwendung der vier Begriffe: Nur die Arbeiter sind ohne Zusatz aufgeführt, während die anderen drei näher bestimmt werden. Genau das gleiche gilt für die vier Antagonismen von heute: Der Gegensatz zwischen den Ausgeschossenen und den Eingeschlossenen bildet den Basisantagonismus, der das gesamte Kampfterrain bestimmt. Dementsprechend gehören nur diejenigen Ökologen dazu, welche die Ökologie nicht zur Legetimierung der Unterdrückung der 'Schadstoffe produzierenden' Armen benutzen und die Dritteweltländer zu disziplinieren versuchen; nur diejenigen Kritiker der Biogenetik, die der konservativen (religiösä-humanistischen) Ideologie widerstehen, die allzuoft hinter dieser Kritik stekct; und nur diejenigen Kritiker des geistigen Privateigentums, die das Problem nicht auf eine rein juristische Frage reduzieren." (Zizek 2009, S. 265)</blockquote> So könnte also eine Formulierung des heutigen Proletariats aussehen. Viele interessante Details gehen bei solch einer zusammenfassenden Darstellung natürlich verloren. Wer keine Angst vor anspruchsvoller Lektüre hat, der sollte sich ruhig einmal mit Zizeks Ideen beschäftigen. Sie sind sehr konsequent und dadurch in ihren Schlüssen radikal und provokant, aber waren das Marx' Ideen zu seiner Zeit nicht auch? (Zizek schreibt am Anfang: "Die Zeit der großen Erklärungen ist vorbei, auch in der Politik sollten wir nicht mehr nach alles erklärenden System und blobalen emanzipatorischen Projekten streben... Sollten Sie auch nur die geringste Sympathie für diese Position empfinden, können Sie aufhören zu lesen und das vorliegende Büchlein wegwerfen." Diesen Rat sollte man wirklich ernst nehmen)<br />
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Verweise: Zizek, Slavoj: Auf verlorenem Posten, Suhrkamp: 2009, Frankfurt a. M.Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-72681042763220851262011-05-05T17:29:00.000+02:002011-05-05T17:30:07.547+02:00Zizek: First as Tragedy, Then as Farce"Marx eröffnet seinen Achtzehnten Brumaire mit einer Korrektur der Hegelschen Idee, nach der sich Geschichte notwendig wiederhole: Hegel habe vergessen hinzuzufügen, dass sie sich zunächst als Tragödie und dann als Farce ereigne." (Zizek: Auf verlorenem Posten, 2009, Suhrkamp)<br />
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Ein bisschen Theorie von Zizek in diesem genialen Animationsvideo. Auch andere Videos dieses Youtube Accounts sind zu empfehlen.<br />
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<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.youtube.com/embed/hpAMbpQ8J7g?feature=player_embedded' frameborder='0'></iframe></div>Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-6108080363107617298.post-89685688998815056212011-05-03T21:15:00.000+02:002011-05-08T13:39:49.777+02:00Bin Laden totDie Amerikaner jubeln, der Staatsfeind Nummer 1 wurde, bei einem Militäreinsatz in Pakistan, getötet. Die ganze Welt wundert sich, wie Bin Laden Jahre lang, quasi direkt neben der pakistanischen Armee, wohnen konnte. Keiner wundert sich jedoch, wie diese Aktion einmal mehr, die vom Westen so oft geprießenen Werte unterminiert. Was dort in Pakistan stattgefunden hat, war im Prinzip eine Hintrichtung. Das so oft beschworene Prinzip des Rechtsstaates und des Humanismus findet anscheinend keine Anwendung, wenn die Verbrechen nur schwer genug waren. Kein Prozess für Bin Laden und die Leiche wurde schnell im Meer entsorgt. (Vielleicht hatte da jemand Angst, dass unerfreuliche Informationen ans Tageslicht kommen, wenn man Bin Laden einen Prozess zugesteht? Ein Schelm der hier böses denkt.) Außerdem verletzte die Militäroperation eindeutig geltendes Völkerrecht. Die Souveränität (ein weiteres Prinzip das die westliche Welt quasi entwickelt hat) Pakistans zählte plötzlich nicht mehr.<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="http://www.merkur-online.de/bilder/2011/05/02/1226284/1858507873-osama-laden.9.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><br />
</a></div>Viel interessanter ist jedoch, wie diese Nachricht vorgetragen wurde. Es wurde zwar nicht explizit gesagt, dass Bin Laden de facto hingerichtet wurde, allerdings hörte man nie so etwas, wie die Aussage, dass er im Kampf gefallen ist oder die Amerikaner auch nur probiert hätten, ihn lebend zu bekommen (der Kopfschuss ist da ein klares Symbol). Slavoj Žižek<b> </b>schreibt in seinem umstrittenen Buch "Auf verlorenem Posten" (Das in Deutschland zensiert wurde, weil er schrieb, dass Hitler nicht radikal genug war. Hier merkt man allerdings, dass die Verantwortlichen wohl seine Gedankengänge einfach nicht verstanden, denn in mehreren Interviews hat er darauf hingewiesen, was er mit diesem Satz meint: "<span class="topo_col main_col" id="hauptspalte" role="main">'Hitler war nicht radikal genug' meint, dass Gandhi radikaler war."), dass Moral nie nur eine Angelegenheit des persönlichen Gewissens sei.</span><br />
<blockquote><span class="topo_col main_col" id="hauptspalte" role="main"> "Sie kann nur funktionieren, wenn sie von dem getragen wird, was Hegel den 'objektiven Geist' nennt, der Menge von ungeschriebenen Regeln, die den Hintergrund jeder Tätigkeit des einzelnen bilden und uns sagen, was hinnehmbar ist und was nicht."</span></blockquote><span class="topo_col main_col" id="hauptspalte" role="main"> Deswegen sei es auch nicht nötig, sich in unserer Gesellschaft gegen Vergewaltigung auszusprechen, weil jedem "dogmatisch" klar ist, dass Vergewaltigung verwerflich ist. (</span>Žižek, 2009) Außerdem weißt er darauf hin, dass die Form immer einen eigenen Inhalt transportiert, ein Beispiel von Žižek<b>:</b><br />
<blockquote><b> </b>"Es gibt eine beliebte und scheinbar überzeugende Antwort auf die Bedenken gegenüber der jüngsten US-amerikanischen Praxis, terrorverdächtige Gefangene zu folter: 'Was soll die ganze Aufregung? Die USA geben doch jetzt nur (halb) offen zu, was nicht nur sie, sondern alle anderen Staaten auch schon immer gemacht haben - wenn überhaupt, dann haben wir jetzt weniger Heuchelei...' Dem sollte man mit einer einfachen Gegenfrage entgegnen: 'Wenn die hohen Repräsentanten der USA nur das meinen, warum sagen sie es uns dann? Warum machen sie nicht einfach stillschweigend weiter wie bishier?' Die menschliche Sprache zeichnet sich durch eine irreduzible Lücke zwischen dem Sprechakt und dem dabei übermittelten Inhalt aus: 'Du sagst das, aber warum sprichst du es jetzt offen aus?'" (ebd.)</blockquote>Hier kommt nun wieder Bin Ladens Tod ins Spiel. Jedem einigermaßen klar denkenden Mensch war klar, dass Bin Laden keinen Prozess vor einem Gericht bekommen würde. Allerdings ist die Tatsache, dass im Prinzip offen zugegeben wurde, dass er hingerichtet wurde, und die Gefangennahme bin Ladens nie das Ziel war, erschreckend. Ähnlich wie im Fall der Folter, bei dem das offene Zugeben, auf noch schlimmeres verweist, deutet auch hier alles darauf hin, dass die Verletzung von Werten, die die westliche Welt so hoch hängt, selbstverständlicher ist, als man die Öffentlichkeit glauben lässt. <br />
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Verweis: Slavoj Žižek: Auf verlorenem Posten, Suhrkamp: 2009, Frankfurt a. M.Danny Krämerhttp://www.blogger.com/profile/12156293689114757322noreply@blogger.com0